Ferrari präsentiert ein neues Modell. Den F 8 Tributo.
Natürlich will so eine Kraft gebändigt sein. Aber selbst der verantwortungsvolle Umgang mit den PS provoziert die Frage nach der Nachhaltigkeit der Fortbewegungsart. Klar ist: der Motor ist ein Kunstwerk und entzieht sich schon daher jeglichem beckmesserischem Nachbohren. Klar ist zunächst aber auch, dass es dabei um ein maximal effizientes Triebwerk handelt. Die 8 Zylinder produzieren mittels 4,4 Liter Hubraum stramme 720 PS, was einer Literausbeute von enormen 163 PS entspricht. Wo sonst erhält man aus so wenig Hubraum soviel Kraft? Das ist einzigartig. Setzt man das Gebotene noch in Beziehung zurverbrannten Spritmenge, ist der Motor ein brillianter Futterverwerter.
Das mag nicht alle sonderlich beeindrucken. Doch fährt man hinter einem mit Fingerfarben bemalten VW Buggy her, dessen rauchender Diesel seit dem obligatorischen Indientrip in den Siebzigern nur noch von alternativen Schraubern gewartet wurde, relativiert sich das Ganze doch ein bisschen. Verglichen damit ist der F8 mit seiner effizienten Abgasreinigung ein wahres Umweltwunder.
Vor allem, wenn man wie ich keineswegs die Absicht hat, auszuloten, ob bei maximaler Drehzahl, gebotenem Drehmoment und daraus resultierender Geschwindigkeit doch noch etwas mehr ginge? Ich gestehe, ich bin nicht erfahren genug, die 720 PS im Rennbetrieb zu bewegen. Das Ausloten des physikalisch Möglichen muss ich anderen überlassen. Dessen ungeachtet aber erfährt man schon unmittelbar nach dem Start bei durchaus gutem Tempo die Bereitschaft des Wagens all das zu tun, was der Lenker will.
Hatte man bei früheren Ferrari Mittelmotorsportwagen noch das Gefühl, beim Fahren auf der Straße zu sitzen, hat sich das gründlich geändert. Unmittelbar nach dem durchaus bequemen Einstieg nimmt man im Inneren Platz und stellt fest: der Sitz passt wie ein Handschuh. Alles liegt bequem in Reichweite, die Bedienungsinstrumente sind passgerecht platziert.
Der Motor klingt, auch beim ambitionierten Beschleunigen (Vorsicht Schweiz!), nie aufdringlich, ganz anders als früher, als man den Eindruck hatte, unmittelbar hinter dem Fahrer röhre ein Graf Drakula auf seinem Schloss in Transsylvanien. Den Manettino hatte ich zunächst in der Stellung ‚Comfort’ belassen. Geht man zu ‚Race’ wird’s härter, doch auch nicht so, als würde man die Straße nageln. Ein Wolf im Schafspelz. Alles passt. Sogar einen durchaus passablen Kofferraum hat man ihm spendiert. Ein Rätsel, wie man das in Maranello hingekommen hat. Das 10 Weltwunder.
Doch wer darf das alles bestaunen?
Während der Migrant mit Bleibeperspektive für seine Ampelstarts einen AMG Mercedes bevorzugt, fühlt sich der gründlich tätowierte Eigner aus dem Rotlichtmilieu eher zum fröhlichen Goldlack eines Lamborghini hingezogen. Ganz anders der Fahrer eines Ferrari. Über alles betrachtet dürfen wir ihn dem Kreis der geschwindigkeitsaffinen Geschäftsleute zurechnen, die an den bekannt schönen Tagen in der Schweiz das Verdeck öffnen und sich zu einer Tour rund um den Genfer See aufmachen.
So einer wird auch schwerlich in Versuchung geraten, bei Ferrari um Rabatte nachzusuchen, was in etwa so ähnlich verfehlt wäre, als fragte man eine Nonne nach der Augenfarbe des Kaplans. Als Basispreis werden etwa € 270 000 aufgerufen, nicht gerechnet der Betrag, der fällig wird, schaute man beim Einkauf noch bei der Abteilung ‚Individualisierung’ vorbei, wo man sich ‚seinen’ ganz persönlichen Wagen konfigurieren kann. Das kann nochmal richtig teuer werden. Aber wunderbar!
So bleibt nur die Frage, ob das E-Mobil mit all seinen Entsorgungsproblemen der Batterien die Lösung all unserer autobedingten Umweltprobleme bedeutet. Bis das nicht vollständig geklärt ist, lasst uns also noch einen hymnischen Toast ausbringen auf die lustvolle Unvernunft eines hochdrehenden Ferrari Triebwerks.
Weit davon entfernt, in einem Ferrari ein reines Nutzfahrzeug zu sehen (Erlangen von Fahrspaß!), dürfen wir davon ausgehen, dass er durchaus noch zu Anderem taugt. Ein renommierter Oldtimerhändler aus Genf, von seiner Frau gefragt, warum er nie Häuser, immer aber Ferraris kaufe, sagte, das liege daran, dass man in einem Ferrari schlafen, mit einem Haus aber nicht fahren könne.