In letzter Zeit versuche ich verstärkt, mich umweltpolitisch korrekt zu verhalten. Unbeeindruckt von neu ausgewiesenen Bohrlizenzen in den Weiten Amerikas, vom Abholzen der Wälder Amazoniens, aber auch vom demnächst ans Netz gehende Kohlekraftwerk Datteln, habe ich für mich ein neues, bislang völlig unbeachtetes Feld umweltkorrekten Verhaltens entdeckt: der Briefumschlag.
Kaum beachtet finden wir an seiner Frontseite inmitten von Papier ein Sichtfenstern aus Cellophan (Plastik), das – wollen wir der Enkelgeneration die Zukunft nicht verbauen – einer gesonderten Entsorgung zugeführt werden sollte. Wir haben einerseits also einen, wenn auch kleinen Teil Plastikmüll. Andererseits haben wir aber auch wiederverwertbares Papier, wobei man noch unterscheiden könnte zwischen normalem Umschlagpapier, also weiß gebleicht (gutaussehend) und Papier, das in seiner bräunlichen Konsistenz wahrscheinlich für alle, einschließlich Veganer, noch gesünder, also rundum verträglich ist.
Lange, fast allzu lange hatte ich mich mit den Kassenbons beschäftigt, die ich in völliger Unkenntnis der Situation entsorgungstechnisch dem Papier zugeordnet hatte. Welch ein Irrtum! Erst eine auf Druck von Umweltverbänden breit angelegte Informationskampagne der Bundesregierung hatte hier jüngst Klarheit geschaffen. Diese Kampagne wies mir in einem sicherlich kleinen Punkt einen klaren Weg ins umweltverträgliche Verhalten des 21. Jahrhundert. Seitdem schmeiße ich die Zettel einfach weg.
Anders als die Kassenbons hat sich das Thema Umschläge für mich noch nicht gänzlich erledigt. Selbst der ‚Umweltkalender’, den die Stadt alljährlich den Bürgern und Bürgerinnen zukommen lässt, gibt hier keine Handreiche. Doch betrachte ich dieses Schweigen als eine stumme Aufforderung, hier selbstständig tätig zu werden.
Dessen eingedenk greife ich gern zur ortsansässigen Zeitung, dessen Kulturteil ich doppelt falte. Dann nehme ich den ersten Umschlag – ich lasse in der Regel mehrere zusammenkommen – und lege ihn auf die Zeitungsseite, so dass ich eine feste, aber auch elastische Unterlage habe. Dann greife ich zu einem kleinem Teppichmesser und führe vier entschlossene Schnitte, froh, dass mir die Theaterkritik des Lokalblattes insoweit Unterlage gibt, dass der kräftige Schnitt nicht bis zur Schreibtischunterlage führt. Mittels dieser Schnitte trenne ich das Cellophanfenster aus dem Umschlagpapier. Dann säubere ich den Plastikrand von Papierresten. Beides kann unmittelbar dann umweltpolitisch korrekt entsorgt werden. Hier Plastik, dort Papier. Ein, wie ich meine, so einfaches wie effektives Verfahren.
Da ich während dieses Vorgangs regelmäßig Radio höre, vernehme ich eben, dass immer noch nicht endgültig geklärt ist, wie das mit dem Atommüll und seiner Entsorgung weitergeht. Aber dazu lass ich mir auch noch etwas einfallen.