Mit dem Pferdegespann durchs grüne Herz Baden-Badens: Die Chinesen sind da
„How much?“ Wie aus dem Nichts kommend tauchen am ihrem Stellplatz vor dem Cafe ‚Capri‘ fünf Chinesen mit Stoffhütchen auf. Kutsche im Blick, Handy in der Hand. Und nochmal: „How much?“ Also wird erklärt. Drei verschiedene Touren werden angeboten. Alle führen zunächst durch die Allee. Fünzehn Minuten kosten € 35; diese Tour macht kehrt am Stadtmuseum, bevor sie über das ‚Brenner’s‘ wieder zurück führt. Dreißig Minuten zu € 60. Diese Tour macht kehrt am Hirtenhäuschen. Und dann noch eine volle Stunde, also die große Tour. Sie führt bis zum Kloster Lichtental. Macht € 110.
Es folgt jetzt eine lebhafte innerchinesische Gesprächsrunde. Doch dann zeichnet sich ab: angesichts der fünfzehn Tage Urlaub, die der Chinese so hat (von denen er wohl noch die Hälfe seinem Arbeitgeber schenkt), scheint die kleine Tour angebracht. Man muss gleich weiter. Aber jetzt erst mal einsteigen, Stoffhütchen gerückt, alle drin. Und wo ist das Sonnenschirmchen? Ach hier. Ok.
Ab geht die Post durch die Allee. Ein wunderschöner Tag. Die Vögel zwitschern und die Besucher auch. Fünf Leute, fünf Handys. Erst geht’s zum Stadtmuseum, von dort kurz in die Fremersbergstrasse und dann abbiegen beim Brenner’s Parkhotel, wo die braunbefrackten Herren am Eingang Sabrina Möller freundlich grüßen, die, nebenbei gesprochen, noch anmerkt, dass sie beim Vorbeifahren seismographisch spürt, wie die Stimmung im Inneren des Hauses heute mal wieder so ist.
Zurück am Ausgangspunkt noch schnell Fotos gemacht mit allen Gästen. Jeder einzelne steigt noch zur Kutscherin auf den Bock, bevor alle („Where ist the toilette?“) glücklich in Richtung ‚Löwenbräu’, einem weiteren Höhepunkt der Deutschlandreise, entgegeneilen.
Ähnlich flott haben’s gern auch die Araber, die vor allem in den Monaten Juli, August und September in Baden-Baden gastieren. Auf der Flucht vor der übergroßen Hitze ihrer Heimatländer suchen sie das Flüchtige auch in einer an sich beschaulichen Kutschenfahrt. Auch hier wird vor allem die kurze Fahrt gebucht. Da heißt es flott, flott, und am liebsten würde die Großfamilie in der üppig besetzen Kutsche („Araberfamilien kommen nicht zu fünft“) durch die Stadt galoppieren.
Jetzt Warten auf die nächste Kundschaft. Die polnischen Pferde scharren mit den Hufen. Links Aramis, rechts Valentino. Beide noch sehr jung. Vor allem letzter ist ungeduldig, er will wieder los. Ist es dann endlich aber so weit, hält er sich beim Ziehen der Kutsche unmerklich zurück und überlässt seinem Kompagnon die Mühe des Kutschenziehens. Hier hilft nur der behutsam-korrigierende Einsatz der Peitsche, was aber bei tieraffinen Zeitgenossen bereits hie und da zu Verstimmung geführt haben soll.
Dergleichen ist bei der nächsten Fuhre nicht zu befürchten…
Demnächst mehr….