Der Badenblogger » Blog Archives

Author Archives: Peter Ruhr

Allgemein

Zwei mal eins

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Es ist ja nicht so, dass einem in unserer eher ereignisarmen Stadt von Zeit zu Zeit nicht doch auch mal etwas Wunderliches begegnet. Also wird man sich darauf einzustellen haben, dass man eines Morgens vor dem Kiosk am Leos steht und vor sich ein junges Mädchen sieht. Sein Aussehen? Sehr nett, aber eher durchschnittlich. Mittelgroß, dabei kurze, sportliche Haare. Dabei trägt sie eine kräftigblau wattierte Sportjacke, dazu blaue Jeans und schwarze Boots mit kleinen Metallbeschlägen. Als ich den Blick wieder hebe, fällt mir die Brille auf, deren Bügel ebenfalls durch kleine Verzierungen geschmückt sind. Und ein farbiges Halstuch, das sie lässig um ihren Hals geschlungen hat.

Während ich noch überlege, ob ich der Nächste in der Reihe bin sehe ich eine weitere Kundin, die gleich daneben steht. Ihr Aussehen? Sehr nett, aber eher durchschnittlich. Sie trägt eine blaue Sportjacke. Ein kräftiges Blau, dazu blaue Jeans und schwarze Boots mit ein paar kleinen Metallbeschlägen. Mein Blick geht dann wieder nach oben. Dort fällt mir ihre Brille auf, deren Bügel durch kleine Verzierungen geschmückt war. Ach ja – das Mädchen war mittelgroß, die Haare kurz und sportlich. Ein Halstuch trägt sie auch, lässig verknotet. Und irgendwie denke ich – das Mädchen kennst du doch. Das hast du doch schon mal gesehen. Und auf einmal dämmert es mir, dass ich es hier mit Zwillingen zu tun habe, die sich bis aufs I-Tüpfelchen gleichen. Wie ein Ei dem anderen. Gleiche Größe, gleiches Aussehen, gleiche Bewegungen. Gleiches Halstuch, Schuhe, Brille. Alles gleich. Eineiig eben. Allerdings hatte es an dem Morgen eine furchtbar lange Zeit gedauert, bis ich das realisiert hatte.

Da war es ein schwacher Trost, dass ich am Abend zuvor nichts getrunken hatte.

Allgemein Malen & Schnitzen

Zwei mal Moderne

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Neue Ausstellungen in Basel und Baden-Baden

Wenn wir, was ja offensichtlich ist, uns immer wieder als begeisterte Badener zu erkennen geben, dann liegt das ein Stück weit auch daran, dass wir „das schönste Land in Deutschlands Gau’n“ nicht nur wegen seinem bekannt guten Essen und der ebenso guten Blasmusik schätzen, sondern auch, weil Baden von Karlsruhe bis runter (oder hoch?) an die Schweizer Grenze eine reiche Kulturlandschaft ist. Das erkennt man erst in diesen Tagen mal wieder, wo uns gleich zwei Ausstellungen erfreuen. malevich_suprematism_lady_lac_teaser_0

Die eine ist zu sehen in der ‚Fondation Beyeler’ in Riehen/Basel. Dort widmet man sich unter dem etwas rätselhaften Titel „Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei“ der russischen Avantgarde, die vor 100 Jahren in St. Petersburg eine legendäre Ausstellung von 7 Künstlern und ebenso vielen Künstlerinnen organisierte und damit einen Durchbruch in der modernen Malerei markierte. Das Plakat der legendären Ausstellung ist unten abgebildet. Kasimir Malewitsch präsentierte dort zum ersten Mal sein bahnbrechendes Bild ‚Schwarzes Quadrat’. km_quadrat_tretjakow_lacAber auch andere zeitgenössische Werke sind zu sehen, die sich mit den damals in der Kunstszene aktuellen Strömungen wie dem Kubismus und dem Futurismus auseinandersetzten. Zum 100. Jubiläum organisierte die ‚Fondation Beyeler’ sozusagen eine Werkschau der wichtigsten Gemälde eben dieser Stilrichtung, und alle wichtigen Museen haben mit Leihgaben zum Gelingen dieser Schau beigetragen: das Staatliche Museum in St. Petersburg und weitere 17 russische Museen. plakat_ausstellung_neu_lac_0
Mit Leihgaben beteiligt waren aber auch renommierte westliche Sammlungen wie das Pariser ‚Centre Pompidou’, das New Yorker ‚Museum of Modern Art’, das Kölner ‚Ludwigs Museum’ und viele andere mehr. Wir führen das deshalb an, um die einzigartige Bedeutung der Ausstellung hier noch einmal zu unterstreichen, da man ja nicht immer davon ausgehen kann, dass alle unserer nunmehr fast 50 000 Blogbesucher mit dem Thema so vertraut sind. Macht aber nix. Trotzdem wollen wir neugierig machen.

Wer nicht ganz so weit fahren will, für den empfiehlt sich ein Besuch der ebenfalls Anfang Oktober eröffneten Ausstellung im ‚Museum Frieder Burda’ in Baden-Baden.

Pressebild – Museum Burda

Dort gibt’s zu sehen die großflächigen Foto-Bilder von Andreas Gursky, den man ohne Einschränkung zu den weltweit bedeutendsten Fotografen zählen kann. Zunächst einmal tritt einem der Inhalt der Bilder als reine Fotografie entgegen, deren Inhalt ‚massenhaft’ erscheint. Erst beim Nach-Sehen der Bilder ergibt sich, dass die Fotos kunstvollst bearbeitet wurden und so ein eine neue, plakative Dimension erschließen.

Frieder Burda Museum, Baden-Baden

Frieder Burda Museum, Baden-Baden

Das eine Mal sehen wir Flagship Stores von Prada, das andere Mal Müllhalden in Mexiko oder ein Massenspektakel im nordkoreanischen Pjöngjang – überwiegend sind es Bilder, die also ‚Massenweises‘ aufgreifen, um ihm dann eine neue Form zu geben. Dadurch machen sie auf sich aufmerksam und werden ästhetisch erfahrbar. Das klingt jetzt vielleicht etwas kompliziert. Beim Betrachten jedenfalls wird klar, dass es dem ‚Museum Frieder Burda’ einmal mehr gelungen ist, Baden-Baden mit einer interessanten, aufregenden Ausstellung zu bereichern.

 

http://www.fondationbeyeler.ch.

http://www.museum-frieder-burda.de 

(c) Andreas Gursky, VG Bild-Kunst, Bonn

Allgemein Stadtstreicher

Der Schild-Bürger Teil 2

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20151028_085928Wir hatten vor nunmehr drei Tagen darüber berichtet, dass die Stadt alles unternimmt, um ihre Attraktivität für den Fremdenverkehr noch zu steigern. Jüngstes Beispiel: seit kurzem werden touristisch relevante Ziele mit einheitlich kleinen Schildern versehen, auf denen die Sehenswürdigkeiten erläutert werden. So z.B. die Statue von Otto von Bismarck, der ja Ehrenbürger der Stadt Baden-Baden war und dessen Ehrung in einem monumentalen Denkmal mitten in der Stadt einen verdienten Ausdruck fand. Blöd nur, dass das dort angebrachte Schild ein bisschen zu hoch platziert war, so dass sich ein eher kleingewachsener Tourist, z.B. der Chinese, schon sehr strecken musste, um die erläuternden Texte lesen zu können. Doch jetzt ist alles anders.

Was letztlich der Grund dafür war, wissen wir nicht, allerdings war vorgestern ein zwei Mann Team angerückt, um diesen auch der Stadtverwaltung offensichtlich nicht entgangenen Zustand zu ändern. Das Handwerker-Duo war mit allem ausgestattet, was man für so eine Änderung braucht. Da war die elektrisch betriebene Bohrmaschine, Schraubenzieher in diversen Größen, dann eine üppige Auswahl an eventuell einzusetzenden Dübeln, Sicherheitsschuhe, schwer entflammbare Kleidung und vieles andere mehr. Das Ganze machte auf den Beobachter einen überaus professionellen Eindruck, vor allem weil sie ja auch zu zweit waren. So konnte der eine das Tiefersetzen des Schildes gezielt bewerkstelligen, während der andere bei Bedarf durch das Einleiten sofortiger Stützmaßnahmen hätte verhindern können, dass das Denkmal – bedingt durch die Bohrtätigkeit – eventuell aus dem Gleichgewicht gerät. Was ja aber Gottseidank nicht passiert ist, und so erblicken wir jetzt das Schild in seiner vollen Lesbarkeit. Erst jetzt ist es möglich, dass der Tourist dem Eisernen Kanzler auf Augenhöhe begegnet. 20151028_090820

Schaut der Gast genauer allerdings hin, entdeckt er unterhalb der neuen Bohrlöcher zudem noch ein Menge nicht beseitigter Abraum. Die alten Bohrlöcher hat man zweckmäßigerweise nicht verschlossen. In dem einen steckt noch der Dübel. So wäre es ganz einfach, die Bohrlöcher bei Bedarf wieder zu reaktivieren. Könnte ja sein, dass er im Laufe der Jahre noch wächst, der Asiate.

Allgemein Blättern & Rauschen Stadtstreicher

Steinbach liebt den Knatter-Ton

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AM SONNTAG, DEN 13. SEPTEMBER: 3. STEINBACHER MOPED-UND MOTORRADTREFFEN 

Sinnvollerweise ispic26500-2t es einmal mehr gerade der Tag des offenen Denkmals, am kommenden Sonntag, den 13. September, an dem die Veranstalter des Steinbacher Moped-und Motorradtreffens , zum nunmehr 3. Mal zu einem großen Treffen laden. Das fröhliche Knattern beginnt um 10 Uhr und endet um 17 Uhr. Die Veranstaltung findet statt auf dem Gelände des Autohauses Karcher in Steinbach. Der Eintritt ist frei. Startgebühr wird keine erhoben.

Zuggelassen sind Fahrzeuge bis Baujahr 1975. Alle sind willkommen: Mopeds, Motorräder, Gespanne und Motorroller. Schon 2014 waren es 282 Teilnehmerfahrzeuge, so dass das Hoffen, dass bei schönem Wetter die 300er Marke geknackt wird, so abwegig nicht scheint!

Wie bei jedem ordentlichen Vereinstreffen werden auch in Steinbach Pokale verliehen. Zunächst für die Sieger des Geschicklichkeitswettbewerbs. Und dann gibt’s auch noch einen Pokal für die weiteste Anfahrt, wobei es erfahrungsgemäß nicht reicht, wenn es einer oder eine mit dem Moped über den Fremersberg geschafft hat!

http://www.steinbacher-moped-und-motorradtreffen.de

Allgemein Essen & Trinken

Der Weitgespeiste – Das Interview Teil 2

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Hier der 2. und letzte Teil des Interviews mit Wolfgang Abel/Oase Verlag:

Oase OrtenauBemerken Sie Unterschiede der je einzelnen Regionen ? Und falls ja – an was kann man die festmachen?

Die Ortenau: Im positiven Sinn unaufgeregt, kulinarisch nicht übermäßig exaltiert. Mittelständisch. Solide

Der Kaiserstuhl: Ist extrem geprägt vom Tourismus und der Weinkultur. Das muss nicht in jedem Fall positiv sein. Du hast aber in jedem Dorf noch eine Wirtschaft. Man merkt, dass man in jedem Fall ganz nah am Wein dran ist. Das ist zu nicht geringem Teil auch der Vierdienst von Fritz Keller, der Mit seinem Rebstock und seinem Schwarzen Adler im Prinzip schon die Messlatte gesetzt hat. Insgesamt eine wunderschöne, weingeprägte Gegend.

Das Markgräflerland: ist seit eh und je ein satter Landstrich. Leider verschwinden zunehmend die guten Weingasthöfe, die es ja zuhauf gab.

Insgesamt stellt man fest, dass die Wirtschaften, die gut leben können, eines auszeichnet: das ist der Triumpf der Normalität. Das ist das, was die Gastronomie am Laufen hält. Das Handwerk in einer reformiert bürgerlichen Küche. Das ist die Qualität, die sich rumspricht.

Die gesamten Hochseilartisten sind doch alle am Kratzen. Natürlich gibt es Leute, die sich eine teure Küche leisten könnten, aber sie wollen es nicht mehr so wie früher.

Für wen schreiben Sie?

Ich schreibe nicht für die Leute, die meinen, man muss irgendwo hingehen. Die interessieren mich nicht. Ich schreibe für Leute, denen es ein inneres Verlangen ist, weg zu gehen und dann in entspannter Atmosphäre bodenständig auf gutem bis sehr gutem Niveau zu essen.

Riskieren wir einen Blick über die Grenze, ins Elsass?

Ein klassisches Beispiel, wie man sich auf einem hohen Ross ausruhen kann. Die die Entwicklung verpasst haben und sich dann wundern, dass einem die Leute davonlaufen. Der kleine kulinarische Grenzverkehr, der ja einmal sehr wichtig war, geht mittlerweile vom Elsass zu uns ins Badische. Früher war das umgekehrt. Das Elsass hat sich auf seinen Lorbeeren zu lange und zu bräsig ausgeruht. Die gutbürgerliche Mitte ist entweder total verstaubt oder verschwunden.

Und die Schweiz?

Mittlerweile grotesk überteuert. Die Schweiz ist mittlerweile erstickt am eigenen Erfolg, am Währungserfolg.Kaiserstuhl-web

Lassen Sie uns zum Schluss noch einmal auf Ihre Bücher zu sprechen kommen. Die Gastronomie ändert sich ja ständig. Wirtschaften machen zu, andere bekommen neue Wirtsleute. Wie tragen Sie dem Rechnung?

Meine Bücher werden im Schnitt alle anderthalb Jahre neu überarbeitet, aktualisiert. Ich gehe aber nicht immer überall noch einmal hin. Es gibt Wirtschaften, da weiß ich, dass, solange der Koch da ist, das eine sichere Bank ist. Meine Absicht ist ja auch nie, Eintagsfliegen zu besprechen. Eine Wirtschaft sollte eine gewisse Halbwertzeit haben, um von mir besprochen zu werden. Ansonsten hilft mir auch der besagte Freundeskreis, der mich immer wieder mit Infos über eventuelle Veränderungen versorgt. Das ist dann der Anlass, mich dort wieder mal kulinarisch zu informieren.

Grundsätzlich versuche ich ja nicht nur die Gastronomie allein zu vermitteln, sondern es muss auch die Umgebung interessant sein. Das sollten Ziele sein, die man gern anfährt, zu denen man gern läuft. Meine Idee ist das ‚Paket’, das ich vermittle.

Und ansonsten: das was in den Büchern steht, lebe ich. Das ist mehr als mein Beruf. Das ist meine Berufung.

Zum Abschluss von Wolfgang Abel noch ein paar Restaurant-Tips für die einzelnen Regionen:

Kaiserstuhl:                  Rebstock, Oberbergen & Zum Küfer, Ihringen

Markgräflerland:         Hirschen, Britzingen  & Hirschen, Kandern-Egerten

Freiburg & Breisgau:  Drexlers, Freiburg & Krone, Freiamt-Mußbach

Südschwarzwald:         Schlüssel, Zell-Pfaffenberg  &  Zähringer Hof, Schauinsland-Stohren 

Ortenau:                        Bauhöfers Braustüberl, Ulm & Kreuz, Prinzbach

 

 www.oaseverlag.de

 

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