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Author Archives: Peter Ruhr

Blättern & Rauschen

Göttinnendämmerung Teil 4

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Warum wir von Helene Fischer langsam zu viel kriegen

Foto(7)Tatsache ist jedenfalls, dass die Anzahl der volkstümlichen Sendungen in den letzten Jahren massiv zurückgegangen ist. War früher der MDR führend, so hatte auch der SWR kräftig mitgezogen. So gibt es seit mehr als acht Jahren etwa 16 Mal pro Jahr „Immer wieder sonntags“ mit Stefan Mross aus dem Europa-Park in Rust. Zuletzt hatte man sogar von 90 auf 120 Minuten aufgestockt, was aber anscheinend der Quote nicht sonderlich gut bekam. Hatte man sich gegen die Mainzer Konkurrenz, den „Fernsehgarten“, mit seiner hochdrehenden Moderationsturbine Andrea Kiewel in den zurückliegenden Jahren noch mit bis zu 20 Prozent Marktanteil gut behaupten können, bröckelt es auch hier. Im Schnitt musste man sich mittlerweile mit rund 13 Prozent begnügen. Dass die Sendung das übernächste Jahr nicht mehr erleben könnte, muss unter den Bedingungen zumindest ins Kalkül gezogen werden.

Kurz: Die Zeichen stehen auf Sturm. Wie ein Kreisel, der sich immer schneller dem Abgrund zudreht, so läuft derzeit die Vermarktung der Sängerin auf höchsten Touren. Mehr Vermarktung war nie. Die Sängerin wirbt für VW, Tchibo und ‚Nutrisse-Creme fürs Haar‘. Hinzugekommen ist diese Woche noch ‚Douglas‘. Zudem behauptet sie: „Ich bin ein „Gourmeggle“, was immer dahinter sich verbergen mag. Keine Zeit mehr für kluge Zurückhaltung wegen möglicher Übersättigung der Kunden, die irgendwann einmal sagen könnten: lasst es jetzt einmal gut sein. Genug ist genug. Und keiner weiß mehr: wofür steht eigentlich Helene Fischer?

So wie deren Karriere bislang professionell gemanagt worden war, dürfen wir davon ausgehen, dass die Gefahr von ihrem Management erkannt und bewusst ignoriert wird. Herbst ist Erntezeit. Die Äpfel werden maximal gepresst. Holt raus, was noch drin ist. Als gäbe es kein Morgen. Und dieser Tage kommt auch noch das Gerücht auf, dass Florian Silbereisen reif sei fürs ‚Dschungelcamp’. Wer da reingeht, läuft zumindest Gefahr, dass er nicht unbeschädigt rauskommt.

Doch zurück zur Verleihung des Comedypreises. Man könnte auch sagen: zum Schlachtfest. Diesen Eindruck konnte man jedenfalls gewinnen, als mit der (gut gemachten) Parodie auf Helene Fischer sämtlichen versammelten Entscheidungsträgern suggeriert wurde: es geht zu Ende. Zieht man jetzt einmal in Betracht, dass der Clip auf Youtube mehr als 4.400.000 mal aufgerufen wurde, ist nicht auszuschließen, dass große Teile des ehemals loyalen Publikums dies ähnlich sehen. Helene Fischer läuft Gefahr, von allen guten Geistern verlassen zu werden.

Doch warum? Auch von Markus Lanz und vielen seiner Kollegen, die jahraus jahrein alles ‚runtermoderierten‘, was auf dem Markt war, geht eine große Ermüdung aus. Kaum aber treffen diese eine ähnliche Häme wie ‚unserer Helene’.

Werfen wir einen Blick auf den abgrundbösen Text der Parodie, ahnt man vielleicht, wohin die Boshaftigkeiten zielen. Man wirft ihr (und höchstwahrscheinlich damit dem ganzen Genre!) vor, dass es verlogen sei und hinter der (glatten) Oberfläche nichts stecke. So, als würde man ‚Mon Cherie’ ankreiden, uns um die Kirsche betrogen zu haben.

Wohl wahr: Helene Fischer ist ein zugegebenermaßen glattes, vielleicht allzu glattes Produkt. So  könnte  man ihr z.B. vorwerfen, dass sie sich nicht klar zu gesellschaftlichen Themen äußere und vieles mehr.  Weiter könnte man mäkeln, dass ihre Vita nicht die reiche Lebensfülle biete wie, sagen wir mal, die von Hildegard Knef oder Edith Piaf.

Die Schlauesten unter den Gästen könnten sogar die Stirn in Falten legen und das Unvorstellbare denken: dass die Schlagerkönigin unter ihrem prächtigen Gewand vielleicht sogar nackt sei.

Ja, was hatte man denn sonst gedacht?

Allgemein Essen & Trinken

Wahre Freunde

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BasilikumWer uns öfter liest, weiß ja, dass wir bemüht sind, das gesamte Spektrum menschlicher Empfindungen zu thematisieren: Freude, Ärger, Liebe. Dies alles müssen wir jetzt aber leider um eine neue Facette ergänzen: Schmerz und Trauer; na, ja: Sorge. Ein bisschen jedenfalls.

Es hat nämlich den Anschein, als dass wir demnächst einen netten Kumpel verlieren. Ist so ein Verlust an sich schon schmerzlich, wird das Ganze noch schlimmer dadurch, dass der uns zeitlebens nie mit unqualifizierten Zwischenrufen, ansteckenden Erkältungen usw. genervt hat. Er war einfach da. Freundlich und nett.

Anfänglich hatten wir gedacht: wie schön, das ist jetzt mal ein Gast, der nicht so lange bleiben wird. Aber er blieb und wurde im Laufe der Zeit zu einer Art Familienmitglied, das freundlich und still uns immer daran erinnerte, dass es heutzutage auch noch Gäste gibt, die nicht nerven. Sie helfen ein bisschen mit im Haushalt, stehen einem nicht im Weg rum, sind nicht verhaltensauffällig und tragen auf ihre ganz eigene Art dazu bei, dass z.B. ein Essen gelingt. Wenn man sie nicht braucht, beschäftigen sie sich mit sich selbst und wenn man an ihnen rumzupft, macht ihnen das nichts aus. Unser kleiner Gast hat zudem noch die Angewohnheit, leicht zu nicken, wenn man ihn anspricht. Liegt aber wahrscheinlich an dem leichten Luftzug, dem er immer ein bisschen ausgesetzt ist.
Denn der Platz unseres lieben Gastes ist derzeit noch am Fenster, wo er, leicht grün im Gesicht, immer wieder den Kontakt mit der Sonne suchte. Er war schon der Dritte in einer Reihenfolge, und diesmal hatten wir für ihn, ein kleines Basilikumpflänzchen, € 1,99 bezahlt.

Ursprünglich war seine Rolle klar umrissen: es sollte uns mit seinen Blättchen die Tomaten und den Mozzarella begrünen und den kulinarischen Zweiklang mit jenem wunderbaren Geschmack und Duft abrunden, den so ein Blättchen halt an sich hat.

Jetzt, kurz vor Februar, ist ja keine Tomatenzeit. Jetzt warten wir ungeduldig auf den Sommer. Aber in der Zwischenzeit hatte unser kleiner fleißiger Gast ja nichts zu tun. Seine Blättchen grünten und wuchsen sozusagen umsonst, aber so emsig, als ginge es schon morgen wieder los.

Altes Grün verging, neue Triebe kamen. Das Pflänzchen war gekommen, um zu bleiben. So wandelte sich das Grün im Plastiktöpfchen in seiner stillen Art von einer Nutzpflanze zu einem reinen Freudenpflänzchen. Da stand es und freute sich, dass es noch da war, acht Monate alt und immer noch da. Und ein Ende schien nicht abzusehen.

Und doch meinen wir allmählich, eine kleine Veränderung zu bemerken. Die Blätter sind nicht mehr so kräftig. Wäre es ein Mensch, würde man sagen, er steht in der letzten Zeit morgens etwas später auf. Das würde uns Sorgen machen. Könnte ja aber auch sein, dass das kleine Basilikumflänzchen nicht mehr das Gefühl hat, es würde gebraucht. Ist natürlich auch schwierig, so ganz ohne Tomaten.

Jetzt wollen wir aber erst mal rübergehen und nachschauen, wie’s ihm heute so geht, dem kleinen Gast. Vielleicht sollten wir ihm ein bisschen Mozart vorspielen oder aus der Zeitung vorlesen. ‚Gemischtes’ vielleicht? Jedenfalls keine Todesanzeigen. Damit er nicht noch auf dumme Gedanken kommt…

Wird das Pflänzchen überleben? Wird es durchhalten? Wir berichten jedenfalls weiter!

Allgemein

In eigener Sache

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Foto(5)Nix wie los. Badenblogger legt kräftig zu!

In diesen Zeiten scheint es geboten, hier einmal darauf hinzuweisen, dass der ‚Badenblogger‘ eine streng laizistische Ausrichtung hat, d.h., wir achten darauf, die Trennung zwischen Kirche und Staat strikt einzuhalten.

Wie ernst wir das nehmen, erkennt man schon daran, dass wir von den Vielen, die uns anklicken, stets von Lesern, nie aber von Followern sprechen. Denn das könnte ja bedeuten, dass – übersetzt – ‚Nach-Folger‘ gemeint ist und von da aus wäre es nicht mehr weit zum ‚Jünger‘. Was den Blogger in bedenkliche Nähe zu irgendwelchen Propheten und deren Followern rücken würde.

Denn weder sind wir hier angetreten, Wasser in Wein zu verwandeln, noch sollte man von uns erwarten, dass durch unsere Schreibe sich Brote nebst Fischen so vermehren, dass es, wie etwa bei Matthäus (Kapitel 14), ausreicht, ca. tausend Hungrige zu laben. Das wäre von uns entschieden zu viel verlangt: aus einem Brot Brötchen zu kneten und aus dem Hering Fischstäbchen zu schnitzen.

Geht nicht. Ist aber nicht weiter schlimm. Allenfalls verwandeln wir Buchstaben zu Wörtern. So gesehen wäre unsere Speise eher eine Art Buchstabensuppe. Klar und geschmackvoll, nahrhaft und bekömmlich.

Allerdings, Laizismus hin, Laizismus her: in aller Stille haben wir diese Woche den 10 000sten Leser gewonnen. Also könnte man jetzt mal vermuten, dass schon über 10 000 Leute den Blick zum Himmel richten und sagen: es ist ein Segen, dass es euch gibt.

Und wenn Sie sich, liebe Leserin und Leser, dem anschließen würden, wären wir natürlich ein bisschen stolz!

Essen & Trinken

Wenn die Spätzle Trauer tragen

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Spätzle EFAuch wenn wir derzeit den Eindruck vermitteln, dass unser Blick starr auf Zimtsterne und Bratäpfel gerichtet ist, gilt es diesen Eindruck insofern behutsam zu korrigieren, als dass wir auch Anderes, Vergangenes im Blick haben. So schweift unser Blick noch einmal ein ganzes langes Jahr zurück, in die Vorweihnachtszeit des Jahres 2013. Da müssen wir eines Opfers gedenken, das ohne unser jetziges Zutun dem gänzlichen Vergessen anheim gefallen wäre.

Denn damals erreichte uns Badener in dieser anscheinend so friedlichen Vorweihnachtszeit schreckliche Kunde. Eine schwäbische Hausfrau hatte wohl ihren Mann erschlagen und sich dazu wundersamerweise einer Spätzlepresse bedient. Natürlich denkt jeder zunächst an die in unserem Bundesland so beliebte Beilage, die so gut zum Jägerbraten passt: wie das Spätzle da so vor uns liegt, durchgepresst und irgendwie gemütlich, scheint es zu flüstern: nimm mich! Trotzdem sollten wir jetzt einmal den Blick vom Bratenteller ab- und dem Phänomen des ‚Dual Use’ zuwenden. Das bedeutet, dass ein Gegenstand zum ‚sowohl als auch’ taugt. Machen wir das jetzt mal am Backpulver fest. Dieses taugt sowohl zum Backen als auch als Sprengmittel. Es kann bei sachgerechter Behandlung also durchaus zur tödlichen Waffe werden.

Ähnlich die Spätzlepresse. Einerseits Segen für das Schnitzel, anderseits Schlagwaffe, wie dies im vorliegenden Fall ja geschehen ist. Aber Obacht! Gerade weil wir Badener friedliche Leute sind, muss man aus gegebenem Anlass hier aber auf einen Punkt hinweisen. Wer, wie der Verfasser, länger im Schwäbischen gelebt hat, tut gut daran, Gepflogenheiten wie etwa die der rigoros gehandhabten Kehrwoche nur verhalten zu kritisieren. Denn womöglich war es gerade eine solche Kritik, die den braven Mann einen durch und durch schwäbischen Tod sterben ließ.

Wenn also unser Hinweis geholfen haben sollte, unsere Welt ein kleines bisschen sicherer und friedlicher zu machen, so hätte er seinen Zweck voll erfüllt.

Blättern & Rauschen

Alles muss raus!

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Wie uns die Pressestelle behutsam auf das Weihnachtsfest vorbereitet

DSC_0018Vorweihnacht. Stade Zeit. Zeit der Einkehr, der Besinnung. Die Geburt des Herrn ist nicht mehr weit. Einmal innehalten? Nicht so in der Abt. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Marktplatz. Diese Dienststelle versorgt uns auch in der vorweihnachtlichen Zeit mit einem fortwährenden Strom immer neuer aufregender Meldungen. Was ja irgendwie auch tröstlich ist, wenn wir unsere Stadt z.B. als Zentrum literarischen Schaffens sehen, als Stadt, in der Dostojewski, aber auch Turgenjew gelebt und gearbeitet haben. So erfahren wir durch Pressemeldungen, dass es hier auch im Advent eine schier unübersehbare Zahl von Literaturkreisen gibt, in denen Literaturinteressierte sich vorlesen lassen oder selbst vorlesen. Da gibt es solche Veranstaltungen wie die ‚Literatur am Nachmittag‘; zudem gibt es auch noch eine ‚Deutsch-Italienische Vorlesereise‘, in der die Texte sowohl in Deutsch als auch in Italienisch  vorgetragen werden. Beides nur ein kleiner Ausschnitt aus dem literarisch Gebotenen. Und dann erst die zahlreichen Meldungen, den Verkehr betreffend! Welche Strasse ist wo, warum und wie lange gesperrt? Es folgt unverhofft eine Meldung des größten Arbeitgebers vor Ort, dem  SWR. Der baut, und zwar trimedial. Links und rechts der Hans Bredowstrasse sollen alle drei, das Fernsehen, der Rundfunk und die neue Medien, jetzt endgültig zusammen gelegt werden, auf daß da zusammenwächst, was zusammen gehört. Man könnte sagen: hochspannend und aufregend das Ganze. Logischerweise gilt aber auch hier: nix stade Zeit!

Da mag man es fast schon beschaulich finden, wenn am 20. November das Presseamt das Erscheinen des Dalienkalenders 2015 vermeldet, ein rundum schöner Abschluss des 10jährigen Bestehens ‚des Vereins der Freunde des Daliengartens‘. Zudem aufs netteste präsentiert von der Oberbürgermeisterin, die sich inmitten der Dalienfreunde gleichsam blühend präsentiert. Doch lässt auch noch eine weitere vorweihnachtlich platzierte Meldung aufhorchen. „Fießers Erstling“ & „Großherzog Friedrich von Baden“, zwei alte Baden-Badener Apfelsorten wurden am Hungerberg gepflanzt. Der Meldung beigefügt ist auch ein Foto, darauf zu sehen, wie vier Männer mit Leiter sich mühen, einen kleinen Apfelbaum zu setzen. Leider fehlt auf diesem Bild die Oberbürgermeisterin. Das hätte uns nämlich eine schöne Überschrift geliefert: „Margret Mergen pflückt Apfel vom Baum der Erkenntnis“. Aber das ist wahrscheinlich noch zu früh. Bevor das Bäumchen Früchte trägt, muss es ja erst noch wachsen.

So, wie unser vorweihnachtliches Gefühl.

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