….zum G 20 Gipfel in Baden-Baden
Außer den unterdrückten Begeisterungsrufen der Hotelbesitzer über die Komplettbelegung ihrer Häuser ist derzeit in Baden-Baden wenig Euphorie zu spüren.
„…und das wegen so ein paar Politikern?“, fragt sich da einer in der befriedeten Innenstadt. Ein anderer nennt die Tagungsteilnehmer des G20 Gipfels grimmig „Insolvenzverschlepper“. Eine Passantin schüttelt fassungslos den Kopf über das Zuschütten der Baustelle am Leo: „Die treffen sich doch ohnehin jede Woche irgendwo“.
Ob die Stadt wirklich davon profitiert, dass der Gipfel hier stattfindet? Der G 20 Gipfel, eine PR Veranstaltung für Baden-Baden, die den Aufwand lohnt?
Ortswechsel. Noch immer könnte man darauf hinzuweisen, dass das Dayton Abkommen, das Serben und Kroaten zusammenzwang, auf einem Militärflugplatz im tiefsten Ohio stattfand. Und dort unter reichlich kargen Umständen, die der damalige amerikanische Verhandlungsführer, der als beinhart bekannte Richard Holbrooke, als durchaus ergebnisfördernd ansah. Nicht nachzuprüfen ist, ob es tatsächlich stimmt, dass eine Verhandlungsrunde unter dem Flügel eines B 52 Bombers abgehalten wurde, und der damalige Verhandlungsführer darauf hinwies, dass dieser Bomber zum Einsatz käme, wenn hier und jetzt keine Einigung zustande käme.
So weit wollen wir hier nicht gehen. Aber man könnte trotzdem fragen, ob es – auch angesichts des enormen personellen und finanziellen Aufwands, der für solche Gipfel getrieben wird (G 7 Gipfel in Elmau, so der Bund der Steuerzahler, soll ca 360 Mio gekostet haben), es nicht sinnvoller wäre, auch hier, in Deutschland, solche Gipfeltreffen nicht ebenfalls auf einem ohnehin gesicherten Flugplatz stattfinden zu lassen?
Hier böte sich aus gegebenem Anlass der noch nicht in Dienst genommene Flughafen in Berlin an. Dort würden solche Tagungen niemanden stören. Hotels sind vorhanden, Platz und Tagungsräume ebenfalls. Die Herrschaften könnten in Tegel einfliegen und würden dann zwecks Tagung nach Berlin Schönefeld gebracht. Politiker und der dazu gehörende Beamtenstab residieren ohnehin in der Hauptstadt. Dass dies zu einer zu zunehmenden Entfremdung der Politik von ihren Wählern führen würde, kann im Ernst niemand anführen.Da auch in Baden-Baden das derzeitige Treffen unter gänzlichem Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet und von den ansonsten wenig prominenten Tagungsteilnehmern hier ohnehin nichts zu sehen ist, wäre so ein Vorschlag durchaus einmal zu prüfen. Es ist ja nunmehr so, dass neben der Wiederinstandsetzung der Leo-Baustelle auch ganz andere, letztlich in ihrer Höhe noch nicht zu beziffernde Kosten anfallen.
Wer z.B. entschädigte die Geschäftsleute für entgangene Umsätze? Wer kommt für den Verdienstausfall der Kutschenbetreiber auf? Und beim Eiscafe ‚Capri’ hat man wohl darauf bestanden, dass aus sicherheitsrelevanten Gründen auf eine Bestuhlung im Freien verzichtet wird.
Könnte ja sein, dass das Sicherheitskonzept auch vorsieht, mögliche Gefährder vom Latte Macciato abzuschneiden.
PS Falls aber so ein Treffen unbedingt im Badischen stattfinden soll, hätten wir noch die ‚Bühlerhöhe‘ anzubieten. Dort müsste ohnehin mal wieder renoviert werden. Das könnte die Bundesregierung dann übernehmen. Und überhaupt ist dort oben die Luft besser.