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Allgemein Stadtstreicher

Das Kunsthandwerk

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Peugeot-Logos-Historie

Wie in Baden-Baden einmal eine Werkstatt ein Problem behob

Als Freund gänzlich vorurteilsfreien Denkens hat man natürlich schon gewisse Bedenken, wenn es um Auto-Vertragswerkstätten geht. Zumindest hofft man, dass deren Rechnungstellung mindestens so durchschaubar ist wie die schlierenfrei polierte Glasfassaden. So etwa war die Ausgangslage, als mich ein Freund mit seinem alten Peugeot besuchte und, kaum angekommen, in ein lautes Lamentieren über Autowerkstätten im Allgemeinen und seine im Besonderen ausbrach. Was bedrückte ihn?

Es war der Scheibenwischer des Rückfensters, der schon vor seiner Abfahrt in München die Tätigkeit eingestellt hatte. Der dort einsam vor sich hin schraubende Einmannbetrieb hatte mit Verweis auf offensichtliche Eigenheiten des Fahrzeugs gleich abgewinkt. Der Franzose – das sei nichts für ihn. Im übrigen hätte er gar keinen Prüfstand, um so einen Franzosen (er meint das kleine Auto) auszulesen.

Die Vertragswerkstätte hingegen, die mein Freund dann als nächstes kontaktierte, hatte in Aussicht gestellt, sich dem Problem vollumfänglich zu stellen. Hier müsse man allerdings einen Termin machen. Am besten gleich zu Anfang oder spätestens Mitte nächster Woche. Dann werde man sehen. Schließlich könne das Ganze ziemlich kompliziert werden. Erst aber müsse man das Problem eingrenzen, am besten durch Auslesen. Hier aber hätte man ja als Vertragswerkstatt die nötigen Testmöglichkeiten. Also bitte: Termin. Und die Papiere bitte nicht vergessen! Ohne die ginge garnichts.

Nun wollte er ja bald nach Baden-Baden kommen, eine Absicht, die sich in das Zeitfenster der Werkstatt schlecht einpassen ließ. Also war er, den Blick starr nach vorne gerichtet, kurzerhand losgefahren, weil er entweder glaubte, das Problem des lahmen Scheibenwischers würde sich während der Fahrt von selbst lösen (oh Wunder!), oder er saß der Illusion auf, dass dem wunden Wischer hier im thermalquellenreichen Baden-Baden noch am ehesten geholfen werden könnte. Die Heilkraft des Bäderviertel hatte es dann doch nicht besorgt.

Jetzt aber erbot ich mich, die Schrauberfähigkeiten eines hiesigen Fachbetriebes zu testen. Also einfach mal vorfahren, beim Betrieb in der Weststatt. Parkmöglichkeiten reichlich vorhanden. Glücklicherweise dann gleich die richtige Glastür erwischt. Ein heller, freundlicher Tresen mit der obligatorische gutaussehenden KFZeinzelhandelsbürofachfrau am PC, die mich, kaum angekommen, an den Kollegen verwies. Papiere hatte ich dabei. Nach der Blutgruppe war nicht gefragt.

Kurzes Schildern des Problems. Dann erhob sich der Fachmann, griff nach Zange und Schraubenzieher, kam hinterm Tresen vor und hatte offensichtlich nicht die Absicht, vor seinem Tätigwerden einen Personalbogen anzulegen. Wir schritten zum Fahrzeug, Haube auf. Testen des Scheibenwischers auf Funktionsfähigkeit. Gottseidank gab der auch jetzt noch keinen Mucks von sich. Also keine Änderung der Sachstandlage. Derweilen hatte der Mechaniker die Plastikhaube vom Sicherungskasten entfernt, zog erst eine, dann die andere Sicherung heraus. Ein prüfender Blick, dann Marsch ins Innere der Eingangshalle. Kurzes Sichten am PC. Dann Gang ins Lager, um gleich darauf mit einer neuen Sicherung aus der Tiefe des Raumes aufzutauchen. Unverzügliches Einsetzen des Ersatzteils. Funktionstest. Läuft.

Jetzt kam die Stunde der KFZeinzelhandelsbürofachfrau, die mit flachen Fingern und langen Nägeln erstaunlich behände die Rechnung schrieb, die sie mir dann auch gleich über den Tresen schob. Das Ganze hatte etwa 10 Minuten gedauert und kostete 0,79 Cent.

Da war ich aber fertig. Und das Auto auch.

Allgemein Essen & Trinken

Das Weltkulturerbe

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Wie die Italiener wieder einmal den Mund zu voll nehmen

Bedingt durch die jetzt anstehende Landtagswahl könnte es ja echt sein, dass in der Staatskanzlei einige Dinge liegengeblieben sind oder dass man sie schlichtweg vergessen hat. Dabei geht das Leben ja weiter, trotz Flüchtlingsströmen und anerkennenden Worten des Trigema Chefs, Herrn Wolfgang Grupp, für unseren Herrn Ministerpräsidenten.

So ist in dem ganzen Durcheinander offensichtlich übersehen worden, dass die Italiener, die wirtschaftlich ja noch ziemlich zurückliegen, derzeit schwer am Aufholen sind. Wie schwer, sieht man schon daran, dass ein Herr namens Maurizio Martina, hauptberuflich offenbar Inhaber einer Pizzeria und nebenbei auch noch Landwirtschaftsminister Italiens, bei der UNESCO vorsprach und dort die Ansicht vertreten hat, dass die Pizza doch gefälligst Weltkulturerbe werden müsse.

Damit stünde die Pizza in einer Reihe mit monumentalen Tempelanlagen wie der von Abu Simbel (1260 v. Chr.) oder dem Aachener Dom (1187). Beide dürfen sich bereits mit dem Prädikat ‚Weltkulturerbe‘ schmücken. Was nun die Sache mit der Pizza angeht, muss diese von der UNESCO auf ihre Tauglichkeit hin natürlich erst noch geprüft werden. Vor allem müssen die dort schauen, ob man tatsächlich behaupten kann, dass ein von einem Boten in vorwiegend lätschigem Zustand angelieferter Teigfladen „ein Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft“ darstellt. Und weiter, ob man von so einem lauwarmen Etwas allen Ernstes behaupten kann, dass es „in unmittelbarer oder erkennbarer Weise mit Ereignissen oder überlieferten Lebensformen, mit Ideen oder Glaubensbekenntnissen oder mit künstlerischen oder literarischen Werken von außergewöhnlicher universeller Bedeutung verknüpft“ ist.

Erkennt sich in sowas der Italiener? In so einer Pizza? Doch nicht im Ernst.

Ganz anders aber verhält es sich mit unserem Wurstsalat. Er, dessen heitere Geschmacksnote dem Gaumen schmeichelt und darüber hinaus die Sinne aufs Höchst zu stimulieren vermag – ihn, den Wurstsalat, gibt es in den vielfältigsten Formen und entsprechendem Varianten. Mal mit Fleischwurst, mal mit Lyoner. An Zwiebelchen oder in Gesellschaft einer Schalotte. Und dann noch die Brägele!

Egal in welcher Variante: der Wurstsalat ist eine rein badische Erfindung. Natürlich gibt es ihn auch noch mit Käse. Dann heißt er Elässer oder Strassburger. Das kann uns aber egal sein, solange wir als Badener mit dem wunderbaren Gericht letztlich in Verbindung gebracht werden. Vielleicht sollten die Landesregierung in Stuttgart mit dem Anmelden unseres Weltkulturerbes jetzt mal echt in die Gänge kommen. Schließlich haben sie ja auch ihren Schwäbischen Wurstsalat. Ob der ‚was taugt, wissen wir nicht.

Jedenfalls sollte man mit dem nicht nach New York zur UNESCO reisen!

Allgemein Essen & Trinken

„Sischwidderuff“

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In der Straussenwirtschaft VITUS. Auf der Suche nach uns Badenern

Auf zwei Sachen dürfen wir Badener schon ein bisschen stolz sein: auf unsere wunderbaren Weine und unsere zurückhaltende Art. Die scheint im Moment ein bisschen aus der Mode gekommen zu sein, und trotzdem halten wir es für angebracht, nicht gleich jeden spüren zu lassen, was wir von ihm halten. Könnte jetzt halt sein, dass manch einer denkt, wir Badener seien eher verschlossen, nur weil wir auf lärmende touristische Übergriffe meistens defensiv reagieren

20150917_182947Da freut es uns ganz besonders, dass man uns nicht sieht, wenn wir unter uns sind; da zeigt es sich, wie wir wirklich sind, nämlich offen und lustig. Gut, dass uns Auswärtige in diesen Momenten nicht erleben. Denn dafür suchen wir Orte auf, die man als Fremder leicht übersieht. Ein solcher Ort z.B. befindet sich in der Ortenau, in der Nähe von Renchen, gleich bei Ulm (nicht das in Schwaben!). Dort, ziemlich weit hinten und eingebettet in eine wunderbare Landschaft, liegt eine die Strausse namens ‚Zum Vitus’. Das leicht ansteigende Gelände inmitten von Reben weißt uns den Weg. Für uns Badener ist sie wie eine letzte Station vor dem Himmel.

An der Pforte dort begrüßt uns Ernst Heinrich. Er und seine Frau hatten mit der Strausse vor nunmehr 25 Jahren begonnen. Da ein 100 Jahre alter Backofen schon da war, war es naheliegend, das gute Stück auch zu nutzen. Damals stand der Backofen sogar noch im Hühnerstall; der aber wurde  darauf hin zur Wirtsstube umfunktioniert und dient heute als gute Stube. Jetzt lachen dort nicht mehr die Hühner sondern zufriedene Gäste.

20150917_190851Der Hauswirt war sein ganzes Leben lang Braumeister in der Ulmer Brauerei gewesen, bevor er vor 25 Jahren – neben dem Biergeschäft – zusätzlich noch von Bier auf Wein umschulte. Seitdem hat er sein Herz für den ‚Müller’ entdeckt: „Ich bin ein Müller Fan“, sagt er und meint jetzt nicht den Gerd Müller von Bayern München.

Das etwa war zu der Zeit, als er dann auch die Strausse aufmachte, die – backofenbedingt – seitdem in den kühleren Jahreszeiten geöffnet ist; einen Monat im Frühjahr und drei im Herbst. Anders könnte man es bei laufendem Backbetrieb dort auch gar nicht aushalten, denn wenn Hilda Heinrich die Flammekuchen in den Ofen schiebt, wird klar, warum die älteren Herrschaften auch gern etwas früher kommen. Dann sichert sich der Opa schon mal rechtzeitig ein Plätzchen an der Ofenbank. Das hält seine Knochen warm und hilft auch gegen Bandscheibe und Ischias. Strausse auf Rezept.20150917_183140-2

Das geht nicht ohne Brennholz. Draußen lagern zum Trocknen 30 Ster Buchenholz, von dem etwa 15 Ster in einer Saison verheizt werden. Trocken und abgelagert muss es sein. So fällt kaum Asche an. Zudem bleibt der ‚Himmel’, das Innere des Ofens, blitzblank.

Als Mitglied der Tanzkapelle ‚Los Gitanos’ war Ernst Heinrich früher viel unterwegs. Das hat er später stark eingeschränkt. Doch es gibt Ausnahmen. Einmal im Jahr verreist der Chef. Dann begibt er sich nach Freiburg ins Weinbauinstitut, wo er das Seminar ‚Kellerwirtschaft’ belegt, um dann nach einem informationsreichen Tag mit neuerworbenem Wissen heimzukehren, um neben dem Ruländer und Spätburgunder ( ein bisschen Regent hat er auch noch), vor allem ‚seinen Müller’ zu pflegen.20150917_183122

Dieser peniblen Weinpflege ist es zu verdanken, dass er sich so langsam an den ‚Kabinett’ heranwirtschaftet, was neuerdings auch dazu führt, dass er schon mal in den Spätlese-Bereich vorstößt. Davon freilich macht er – bei all dem berechtigten Stolz – kein Aufhebens.

Denn so sind sie halt, die Badener: „Immer mit de Fiess uffm Bode bliebe“.  

http://www.vitus-strausse.de 

 

 

Allgemein Essen & Trinken

Ziemlich durchgedreht

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Warum die ALDI Kopie des Thermomix zwar Soßen bindet, Menschen aber trennt

Erstaunlich, was einem da täglich an guten wie schlechten Nachrichten so auf den Tisch flattert. Eine total gute Nachricht zum Beispiel ist, dass in Indien die weltgrößte Entwurmungsaktion das überaus positive Ergebnis zeitigte, dass jetzt 270 Millionen indische Schüler entwurmt werden konnten, d. h. diese Schüler gehen ab sofort allein, also ohne Würmer zur Schule. Dieses kleine Bespiel mag verdeutlichen, dass in jeder guten Meldung auch etwas Schlechtes innewohnen kann.

So wird es auch gewesen sein in Gernsbach, einem kleinen Städtchen in der Ortenau, gleich überm Berg hinter Baden-Baden gelegen. Gemächlich fließt auch in diesen Tagen wieder die Murg, von Freudenstadt kommend, durch die Stadt, überspannt von einer modernen Brücke, die so hässlich ist, dass sie, sagen wir mal, auch einen französischen Fluss überqueren könnte. Am traulichen Ufer dieses Flusses, deren rauschende Stromschnellen eine kleine Wassersymphonie aufführen, liegt dann auch eine historische ‚Brückenmühle’, weiter ein Cafe und ‚Heim & Wert’, eine ortsansässige Immobilienverwaltung.

Nicht weit davon findet sich die Filiale von ALDI Süd, deren Schicksal es ist, nicht nur das Murgtal mit guten und günstigen Waren zu versorgen, sondern auch Schauplatz einer furchtbaren Tat gewesen zu sein, die mit das Übelste im Menschen ans Tageslicht brachte: Neid und Habgier.

Doch der Reihe nach.

Wer als Mann mit seiner Frau von Zeit zu Zeit gern mal einen netten Abend verbringt, wird er ihm zwangsläufig schon einmal begegnet sein: dem Thermomix. Dessen Verkaufsabende gehören neben Tupper- und Dessouspartys mit zum Unterhaltendsten, was unsere Gesellschaft derzeit so zu bieten hat. Überall in Deutschland sind allabendlich kochorientierte Männer, zubereitungswillige Frauen aber auch technikaffine Paare unterwegs, um sich von einer kompetenten ‚Repräsentantin’ in das Geheimnis der effizienten Speisezubereitung einführen zu lassen. Das Mittel dazu: der Thermomix. Hergestellt wird diese einzigartige Maschine, die in Italien und Portugal unter dem Namen ‚Bimby’ vertrieben wird, von einer Staubsaugerfirma namens ‚Vorwerk’. Allerdings würde man falsch liegen, vermutet man hinter dem Produkt einen Ingenieur, der mit der Konstruktion eines Staubsaugers etwas früher fertig geworden war und halt nochmal Lust auf etwas anderes hatte.

Bis dato wurden bereits über vier Millionen Geräte verkauft, was der Wuppertaler Unternehmensgruppe einen schönen Umsatz, dem Verbraucher u.U. allerdings einen Hörschaden bescherte, denn wie die Stiftung Warentest kürzlich festgestellt hatte, war z.B. das Modell TM 31 beim Wasserrühren mit 91 Dezibel ziemlich laut, weshalb es nur zur Note 3,2 (befriedigend) reichte. Trotzdem ist der Thermomix bislang ein voller Erfolg, wenngleich er, auch das muss hier gesagt werden, mit 1100 Euro einen eher begüterten Personenkreis anspricht.

Dies aber ließ ALDI Süd nicht ruhen, die im Rahmen ihrer umfassenden Demokratisierungskampagne (Qualität für alle) die Schere zwischen Arm und Reich einmal mehr zu schließen gedachte. Deshalb brachte ALDI Herbst letzten Jahres ein Thermomix-ähnliches Modell für 199 Euro auf den Markt. Der Zuspruch war gewaltig. Selbst im verschlafenen Gernsbach erinnerte man sich an das in der US Verfassung garantierte ‚Persuit of happyness’, also dem in der Verfassung verbrieften legitimen Streben nach Glückseligkeit. Und so kam es dort letzten Herbst, am Rande der beschaulich dahinfließenden Murg zu tumultartigen Szenen. Was war geschehen?

Im Regal hatte zu dem Zeitpunkt das damals letzte Exemplar der ALDI Küchenmaschine gelegen. Glücklich begab sich die Kundin damit zur Kasse. Nicht gerechnet hatte sie zu diesem Zeitpunkt aber mit einer Mitbewerberin, die fest entschlossen war, sich dieses Exemplar ebenfalls zu sichern. So fing sie die mit der Thermomix Kopie bereits Versorgte noch kurz vor der Kasse ab, verwickelte sie in ein Gerangel in dessen Verlauf sie ihr Küchenmaschine entriss. Dann versetzte sie ihr einen massiven Stoß, worauf diese ins Regal stürzte. Zwischenzeitlich hatte die rabiate Dame schnell bezahlt und flüchtete zum Auto. Umgehend aber war die ursprüngliche Eignerin des Küchenwunderwerks wieder auf die Beine gekommen, setzte der Diebin nach und bekam zwar nicht die Maschine, wohl aber die Nummer des Autokennzeichens zu fassen.

Weshalb im Folgenden ein Strafbefehl wg Körperverletzung erging. Dessen Höhe ist uns im Detail nicht bekannt. Auch wissen wir nicht, ob das Durchsetzen des eingeforderten Glücksanspruchs die dreiste Entwenderin weiter im Besitz der Maschine ließ. Sollte dem so sein, wird sie bis ans Ende ihrer Tage damit leben müssen, eine Art Diebesgut ihr eigen zu nennen, das zudem noch eine Kopie vom Original ist.

Angesichts dieser gewaltsamen Tat ist der Ruf des so friedvoll scheinenden Fremdenverkehrsorts massiv beschädigt. Zudem wird klar, warum sich das ortsansässige Rote Kreuz ausgerechnet mit folgendem Satz an die Bürger wendet: „Blut geben rettet Leben“.

Allgemein Malen & Schnitzen

Augenglück!

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Es geht wieder los: Fondation Beyeler in Riehen/Basel eröffnet Ausstellungssaison

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Gut, dass wir Badener so richtig mitten drin leben – in einer einzigartigen Kulturlandschaft. Im Norden reicht sie in etwa bis zum schönen Heidelberg, und wird im Süden begrenzt vom nicht ganz so schönen Weil am Rhein. Aber da wollen wir jetzt mal nicht so sein und verweisen aufs VITRA Museum, um dann noch gleich einen Abstecher ins nahegelegene Riehen zu machen, wo, so hört man, die reichen Basler wohnen. Gut, dass sie Geld haben und das auch ausgeben.

Da bietet sich eine ordentliche Spende für das dort beheimatete Museum der ‚Fondation Beyeler’ geradezu an, ein Schmuckstück, das ohne das reiche Mäzenatentum so nicht vorstellbar wäre. Was sie dort machen, ist aber – wie die jüngst angehaltene Pressekonferenz zeigt – aber auch aller Gelder wert. So verzeichnete das Museum im letzten Jahr knapp 500 000 Besucher, was an internationalen Kunstfreunden gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 37% ausmacht. Ein großes Stück weit dürfte das auch an der so überaus gut angenommenen Gaugin Ausstellung gelegen haben, die im vergangenen Jahr alle Rekorde gebrochen hatte. Und so kann’s grad weitergehen.

Das neue Jahr startet mit der Ausstellung ‚Jean Dubuffet – Metamorphosen der Landschaft’, die bis zum 8. Mai dauert und über 1000 Werke des französischen Malers und Bildhauers präsentiert, der, und hier zitieren wir gern die kompetenten Unterlagen, „durch die Vielseitigkeit seines Werkes als Meister der Experimente in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Kunstszene neue Inspiration und Impulse verlieh“. Wir wollen uns hier nicht zu sehr im Detail verlieren – man muss es einfach selbst gesehen haben, welch vielfältige Einflüsse von diesem Künstler im Laufe seines Lebens auf andere Kunstschaffende ausgingen.fischli-weiss_die-gesetzlosen-aus-der-serie-equilibres-198485_lac_452x300mm

Danach, vom 29. Mai bis zum 4. September, gibt’s eine Ausstellung von Alexander Calder & dem schweizerischen Künstlerduo Fischli/Weiss. Ersterer dürfte mit seinen ‚Mobile’ vielen Besuchern im Ansatz bekannt sein, letztere verdienen einem größeren Interessentenkreis noch mehr vermittelt zu werden.

franz-marc-fuchs_sprengel_lac_neu_239x300mmAb dem 4. September zeigt das Museum nach mehr als 30 Jahren zum ersten mal wieder eine umfassende Ausstellung der Künstlergruppe ‚Der Blaue Reiter’, also Wassily Kandinsky und Franz Marc, die gemeinsam mit ihren Künstlerfreunden mit 60 Werken einen tiefen Einblick in ihr Schaffen bieten. Wer in München oder im Blauen Land, also in der Nähe von Murnau lebt, für den mag das eine oder andere nicht ganz neu sein. Aber in dieser Opulenz hat man das Werk dieses Künstlerkreises bislang noch nie gesehen.

Das Museumsjahr schließt dann mit einer umfassenden Ausstellung der in New York geborenen Künstlerin Roni Horn, und es steht zu hoffen, dass es ähnlich erfolgreich wird, wie das fulminant endende Kunstjahr 2015. Bevor wir uns dann aber währungsbedingt wieder zum Essen ins Badische verziehen, noch der Hinweis auf die tolle Website des Museums: www.fondationbeyeler.ch, die in ihrer Gestaltung fast schon wieder selbst ein Kunstwerk ist und mit der sich unser bescheidener Auftritt in keiner Weise vergleichen lässt.

So – aber jetzt wieder heim ins Badische. Am besten einem Tip von Wolfang Abel folgend, der uns mit seinem Gastroführer („Markgräflerland – ein Gang durchs gelobte Land“ / www.oaseverlag.de) immer wieder gut an die Hand nimmt. Wenn das Betrachten von Kunst hungrig macht, dann sind wir mit dem ‚Hirschen’ in Britzingen bestens bedient, der, so hört man, wohl auch eine Art Wohnzimmer für Fernsehkoch Horst Lichter sein soll. Als Prominenter wünscht er sich,  dort, im Hirschen, endlich mal in Ruhe gelassen zu werden. Dann aber, so hört man, sei er frustriert, wenn man ihn nicht erkennt.

Immerhin weiß er, wo man gut isst.

 

Bilder mit freundlicher Genehmigung (von oben nach unten)

© 2015, ProLitteris, Zürich 
Foto: Courtesy Pace Gallery

© Medienzentrum, Antje Zeis-Loi / Von der Heydt-Museum Wuppertal

Courtesy of Fischli Weiss

 

 

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