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The häppy ländmän

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Als unser Ministerpräsident einmal rauskam

 

Wie vieles, das aus der Staatskanzlei in Stgt kommt, so betrachtet der BADENBLOGGER auch die jüngsten Äußerung unseres Ministerpräsidenten mit der ihr gebührenden Aufmerksamkeit. Schon vor geraumer Zeit hatte sich Winfried Kretschmann um das Land verdient gemacht, indem er dem Werbespruch „The Länd“ seinen höchstpersönlich Segen gab. Damit hatte er der Vermarktung des Landes einen ziemlichen Schub versetzt. Jetzt ist er, am Ende der Sommerpause einmal mehr mit einem Vorschlag ins Rampenlicht getreten. Der Anlass war ein Besuch des Zollernalbkreises, wo er sich in der „Schwäbische“ in Balingen zum geplanten Zentralklinikum, zur B 27 und zur B463 geäußert hatte. Zudem plagten die Bewohner des kargen Landstrichs die Aussicht auf ein geplantes Testgelände für Fallschirmjäger, wo den Äckern durch herabstürzende Soldaten wohl große Gefahr droht.
Angesichts derartiger Probleme in die Enge getrieben, besann sich der Ministerpräsident auf die Schönheit der dortigen Landschaft, die in ihrer Einzigartigkeit geradezu unglaublich durch das Bauwerk der Hohenzollernburg verkörpert wird.

Winfried Kretschmann weiß wovon er spricht, hat er doch mit seiner Frau all dies abgewandert, „und zwar in jede Richtung“. „Albstadt hat quasi die Premium Wanderwege erfunden“, wie er anlässlich eines Redaktionsbesuchs in der Redaktion der „schwäbische“ Zeitung verlauten lässt.

Einmal in der Wanderspur setzt er gleich noch nach. Würde er noch einmal antreten, wäre es sein ganz besonderes Ziel, „den Hohenzollern so bekannt zu machen wie Neuschwanstein“. In diesem Zusammenhang verweist er auf die Schönheit des ‚Nebelmeer´ im Tal. „Wieso“, fragt er sich anlassbezogen, „schaffen es die Bayern und wir kriegen das nicht hin?“ Tja, wieso?

Nun scheint es das Vorrecht wirklich großer Männer, zeit ihres Lebens Visionen zu entwickeln, deren Umsetzung oft genug aber den Nachfolgern überlassen bleiben muss. Ob Neuschwanstein sich ebenfalls aus dem ‚Nebelmeer‘ reckt, wie an besonders schönen Tagen die Burg der Hohenzollern, bleibt zu prüfen. Vielleicht aber war der Vorschlag nur einen Nebelkerze, die er zündete, bevor er sich leise pfeifend vom schwäbischen Acker machte: „This länd is your länd, and this land is my länd“.

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Unser Mann aus Palermo

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Erinnere ich mich richtig, gab es bis Mitte der 80er Jahre in Freiburg kaum eine reine Studentenkneipe. Nach des Tages Mühe fielen damals die Studierenden in bürgerlichen Wirtschaften ein, die, nachdem ältere Damen am Mittagstisch ihre Königinpasteten verzehrt  hatten, am Abend von der Studentenschaft in Beschlag genommen wurden.

Da gab es z.B. die Gaststätte ‚Harmonie‘ oder den ‚Großen Meierhof‘, beide in der Grünwälderstrasse. Wir tranken oft im ‚Schwarzwälder Hof‘, der neben dem guten Bier zudem noch über eine Attraktion verfügte. Das war ein Ober, dessen eigentlicher Namen wir allerdings nicht kannten. Tat aber auch nichts zur Sache. Beim Abräumen der Gläser und der geleerten Teller fragte er stets: „Schmeck“?

Man musste nicht italienisch können, um zu ahnen, was er damit meinte. Er wollte fragen, ob es uns geschmeckt hatte. Deshalb nannten wir ihn einfach den Schmeck. Zudem schien es, als verberge sich hinter der kleinen Gestalt mit ihrem Oberlippenbärtchen und den rötlich gefärbten Haaren ein Geheimnis. War der Schmeck mal wieder ein halbes Jahr weg, raunten wir uns Verdächtigungen zu, wie etwa die: er sei Angehöriger der Mafia oder gar ein Pate. Vielleicht hatte er aber auch eine Frau umgebracht, säße nun wegen Mordes im Gefängnis und dergleichen mehr. War der Verdacht genüsslich ausgebreitet, ließen wir uns von einer Bedienung das Bier bringen und tranken noch einen, bis eines Tages wundersamerweise wieder ein kleiner Italiener mit Oberlippenbärten erschien und fragte: Schmeck?

Ich hätte das schon lange vergessen, wäre mir nicht kürzlich ein Beispiel gelebter Integration ins Haus geflattert. Ein Freund hatte mir eine Todesanzeige geschickt, in der die Eigentümerfamilie des Restaurants den Tod ihres im nahezu biblischen Alter von siebenundneuzig Jahren von ihnen gegangen Angestellten Michele Notarbartolo bekannt gab. Für uns hätte der Name nichts zu bedeuten gehabt. Erst als ich das Bild auf der Todesanzeige betrachtete, erkannte ich: es war ‚unser’ Schmeck!

Soweit, so traurig. Was aber unsere Geschichte von vielleicht vielen ähnlichen Geschichten unterscheidet, ist ein kleiner Satz in der Todesanzeige. Da teilt die trauernde Wirtsfamilie mit, dass ein Michele Notarbartolo, der in den 60er Jahren wahrscheinlich als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen, mittlerweile fester Teil der Familie geworden war.

„Nun“, steht da in der Anzeige geschrieben, „wird er in unserem Familiengrab seine Ruhe finden“.

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„Komm ein bisschen mit nach Italien…“

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Nix wie hin – im Frühling nach Como

Die Ansage war kurz und knapp. Als Peter Alexander 1956 im Radio sang: „Komm ein bisschen mit nach Italien“ folgten dem Aufruf tausende deutsche Väter. Sie packten Frau und Kinder in den VW Käfer und machten sich auf den Weg. Über den Brenner oder den Gotthard. War man dann nach langer wassergekühlter Fahrt in Italien angekommen, begrüßte einen zunächst die Stadt Como, wo viele der Familien sich erst mal auf dem Campingplatz einrichteten. Dies war nicht selten der Anfang einer langen Freundschaft.  Man kam immer wieder. Und in der Tat ist Como eine Stadt, in die man sich verlieben muß. Am unteren Ende des Comer Sees gelegen, empfängt sie den Besucher zunächst mit dem sich zum See öffnenden ‚Piazza Cavour‘, benannt nach dem Mitbegründer der italischen Einheit.

Hat man erst einmal das hässliche Hotel an der Rückseite übersehen (dem man die Loriot’sche Steinlaus ins Gemäuer wünscht!), gelangt man an einer prächtigen Häuserzeile vorbei auf die ‚Piazza Duomo‘, die man sich merken sollte – der Dom ist eine der großen Sehenswürdigkeiten. Zunächst aber sollte man sich die Stadt und ihre geschmackvoll gekleideten Bewohner – ca 100 000 an der Zahl – durch das Flanieren erschließen. Und in der Tat: Como ist für den Besucher eine Stadt des Müssiggangs. Natürlich wird hier gearbeitet, und wie! Aber nach außen hin macht alles einen wunderbar entspannten Eindruck. Einzelne Personengruppen plaudern vor eleganten Geschäften, Paare diskutieren, vor stilvollen  Cafes sitzend. Dazwischen gemächlich dahingleitende Fahrradfahrer. Das Radeln hier hat fast etwas Meditatives.

Das liegt natürlich auch daran, dass die Geschäfte mit ihren Auslagen überaus geschmackvoll sind. Das süsse Nichtstun wird durch den exquisiten Einkauf sinnvollerweise ergänzt. Ob Mode, Schmuck, Wohnungsaccessoires – Como ist eine einmalig schöne Einkaufsstadt.  Das historische Zentrum mit seinen gepflasterten Gassen ist die Konsumverführung per se. Und das Erfreuliche dabei: nach dem Kauf bereut man nichts, nicht einmal den Preis…

Beim Durchstreifen der Altstadt wird man auf die ‚Piazza San Fedele‘ stossen. Dort sollte man sich am Café Aida niederlassen. Zwei, drei Spatzen zu Füssen warten dort schon auf Gebäckkrümel. Zwei Krümel haben sie schon im Mund, hätten aber noch Platz für einen weiteren. Es scheint, dass italienische Spatzen den Schnabel nicht voll genug kriegen können.

Lässt man dann den Blick über den Cappuccino und ein traumhaftes Gebäck aus Mürbeteig namens ‚Apollo‘ schweifen, entdeckt man gegenüber vom Café den Eingang der kleinen Basilika ‚San Fidele‘ aus dem 12. Jahrhundert, deren dunkles Inneres etwas aufgehellt wird durch eine in Signalfarben gekleidete russische Reisegruppe, die ergriffen vor einem ikonenähnlichen Marienbild steht.

Weit prunkvoller präsentiert sich da der Dom ‚Santa Maria Maggiore‘, der mit seiner prächtigen Fassade aus weißem Marmor eine der bedeutenden Sehenswürdigkeiten von Como, ja, ganz Oberitaliens ist. Rechts und links des Portals die Büsten der bekanntesten Bürger der Stadt: Plinius der Ältere und Plinius der Jüngere. Letzterer hat den Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr. detailgenau in zwei Briefen an Tacitus festgehalten (und bei dem sein Onkel den Tod fand). Im Inneren der Kirche eine mächtige Orgel, und bei der Größe ist man froh, dass der Organist auf den vollen Einsatz sämtlicher Register verzichtet.

Tritt man wieder hinaus ans Tageslicht…

Demnächst mehr!

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„Komm ein bisschen mit nach Italien“ Teil 2

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Tritt man wieder hinaus ans Tageslicht fällt einem vielleicht das Brummen eines Wasserflugzeuges auf, das seine Runden über dem Comer See zieht. An Bord, so sagt man uns, seien oft Oligarchen, die auf diesem luftigen Weg mögliche Immobilien besichtigen. Und vielleicht werfen sie auch einmal einen Blick auf das Anwesen von George Clooney, in dessen an den See grenzenden Villa Teile von OCEAN 11 gedreht wurden. Die Letzte von Mr. Clooney hätte die Immobilie wohl gern verkauft. Bis dato hat sich seine Frau aber zu einem möglichen Verkauf der Immobilie noch nicht geäußert.  Noch also gehört die Villa dem Star.

Aber auch der Normalsterbliche kann Villen besichtigen. Dafür sollte er sich am besten auf eines der Schiffe begeben, die am Südufer gleich vor der Piazza Cavour regelmäßig ablegen. So eine Seefahrt ist nicht nur lustig, sondern sie zeigt einem die Landschaft von einer völlig neuen, nämlich der Wasser-Seite. Und man wird sich bei all dem, was man da am Ufer an hochherrschaftlichen Anwesen zu sehen bekommt, nicht schämen, wenn man da doch ein bisschen neidisch wird. Geschenkt. Jedenfalls gehört eine solche Seefahrt unbedingt dazu, will man den Comer See von seiner schönsten Seite entdecken. Den Anblick der gutaussehenden Italiener, die sich selbstverliebt am Bug des Ausflugdampfers präsentieren, gibt’s für die Damen gratis dazu!

Fällt die Italientour auf das letzte Maiwochenende, sollte man am Sonntag unbedingt an der Schiffsanlegestelle Cernobbio von Bord gehen. Dort in der Nähe findet im Park der Villa d’Erba alljährlich ein Oldtimertreff allererster Güte statt. Das Event nennt sich ‚Concorso d’Eleganza‘.
Von BMW gesponsert, findet man dort das Beste vom Besten. Einundfünfzig Fahrzeuge sind es wieder in diesem Jahr gewesen. Die reichsten Sammler der ganzen Welt wetteifern darum, ihre Automobilpretiosen präsentieren zu dürfen, wie etwa jener Schönheitschirurg aus Beverly Hills, dessen Maserati vom Restaurieren allerdings deutlich mehr profitiert hatte als seine Gattin. Nicht genug. Dieses Jahr war z.B. auch ein Jaguar XK 120 mit Plexiglaskuppel zu besichtigen, der 1953 mit 277 Km einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt hatte. Sinnvollerweise hatte der heutige Besitzer auch noch gleich Mister Norman Dewis, den damaligen Recordfahrer, mitgebracht. Der Herr ist beachtlich 94 Jahre alt, und wie er da so mit Fliege im Schatten sitzt und vergnügt an einem Sandwich mümmelt, könnte man meinen, es ginge gleich wieder los. Daneben döst hinter seinem Ferrari ein eleganter Herr auf einem Campingstühlchen. Er wird keine Angst haben, dass ihm seine 12 Zylinder abhanden kommen. Beim Starten des Motors würden ihn das Bellen und die Abgase vom Campingsessel blasen.

Doch zurück ins Stadtzentrum. Dort sollte man noch auf einen Bissen bei ‚Vesini‘ in der Via F. Ballerini 9 vorbeischauen. Dessen Käsetheke ist eine Sünde, ach was, ein ganzer Beichtstuhl wert. Verwöhnt und gestärkt, gilt es langsam Abschied zu nehmen von Como. Wer jetzt noch nicht genug hat, für den bietet sich auf dem Heimweg, gleich hinter der italienisch-schweizerischen Grenze, noch der Besuch im Outlet Centre in Mendrisio an. Auch dort ein Superlativ. Das Outlet hat so gar nichts vom Image eines Billigheimer Marktes. Markenmäßig versammelt ist dort alles, was Rang und Namen hat. Dort werden die Jäger der günstigen Gelegenheit stilvoll auf ihre Kosten kommen. Versprochen.

In Vatis VW Käfer wäre allerdings kein Platz mehr für derartige Schnäppchen gewesen. Das Zelt mit seinen Stangen hätte zu viel Platz gebraucht…

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Der Gnadenhof

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Zu Gast im KREITERHOF. Von der Freude, dem Verstreichen der Zeit bei einem Glas Gutedel zuzuschauen

Wer kein Blick für die tieferliegenden Strukturen hat, könnte das, was er hier auf dem Gelände sieht, als ein jesusmäßiges Durcheinander halten. Traktoren, Motorsägen, Heiligenbildern, Geweihe und jeden Menge anderer Gegenstände bevölkern das Gelände. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn nur wer all das hier als Teil einer höheren Ordnung akzeptiert, wird einsehen, warum alles gerade hier seinen Platz hat, ja unbedingt hier sein muss.

Was also ist das für ein Ort? Er liegt in einem kleinen Talgrund in der Nähe des vormals revolutionär umtriebigen Kandern im Markgräferland, dort, wo der aufsässige Hecker in der Badischen Revolution partout nicht einsehen wollte, warum die Fürstenherrschaft noch länger dauern sollte. Dahinter steckte also schon damals ein harter Kopf. So einer brauchte schon ein ordentliches Ziel.


Ein solches hatte offensichtlich auch der Herrscher über das hier so großzügig bemessene Gelände. Er heißt Armin Kreiter, ist 1963 in Lörrach geboren und zog 1989 als ausgebildeter Landwirtschaftsmeister zunächst einmal mal hinaus in die Welt, um sie gründlich kennenzulernen. Als Entwicklungshelfer hatte es ihn damals zunächst nach Nepal verschlagen; später dann nach Sambia. 1996 kam zurück und beschloss, hier in Egerten seine nähere Heimat zu besiedeln.

Als erstes machte er sich dran, den heimatlichen Betrieb – den 200 Jahre alten Kreiterhof – umzustrukturieren, um auf seinem Grund und Boden erst einmal eine Weinschenke zu eröffnen. Diese diese sollte ihm ermöglichen, sein Erbe zu pflegen und auch davon zu leben. Seit dieser Zeit gibt es dort, was man hier schätzt. Auf der Karte stehen Gerichte wie „frische Blut- und Leberwurst“, auch gebratene Forelle. Selbstverständlich gibt es Wurstsalat und den obligatorischen Flammenkuchen, letzterer natürlich in je verschiedenen Varianten. Und damit der Besucher das Ganze nicht trocken zu sich nehmen muss, wird das Gebotene mit den ortsüblichen Weinen umspielt. Mit Spätburgunder, einem Rose und natürlich dem heimischen Gutedel.

Gereicht wird das Ganze bei guter Witterung vor dem alten Haus, wo an Bänken und Tischen der Blick des Gastes wohlgefällig auf Speisen und Getränken ruht und kaum einer sich der freundlichen Frage verschließen kann, ob hier noch frei sei? Ist das Wetter nicht so freundlich zieht es einen ins Innere des Hauses, in die große, gute Stube, die früher ein Stall, jetzt aber aber eine rechte Wirtschaft ist. An ihre Vergangenheit erinnern an noch immer die an den Balken angenagelten Blechschilder, wo noch heute die Namen der Kühe zu lesen sind. Die damals fleißig Milchgebenden hießen GRETH, RÖSI, FLECK und LIESI, weshalb wir hier mit dem Nennen ihres Namens dankbar gedenken wollen.

Der Herr des Hauses und seine Heilige

Der Wirt und seine Muttergottes


Begleitet man den Gastgeber nach oben, in den zweiten Stock, betritt man eine große Stube, ein Saal, wo der Herr des Hauses Schätze gehortet hat, die von der großen Verbundenheit des Hausherren mit dem Haus, der Landschaft und ihrer Geschichte erzählt. Altes Werkzeug, Kuhglocken aus ferner Zeit, ein Kinderschlitten, Hämmer, Äxte, ein gebrannter Schlussstein mit den Initialien der Brenner mit dem Datum: 1809. Es ist eine Art Schatzkammer der Erinnerung. Z.B. dieser Ehevertrag von 1816, der mit großen Zugeständnissen an den Bräutigam die Braut – einer Notiz nach nicht die hellste und zudem mit dem ‚Makel‘ eine unehelichen Kindes behaftet – schmackhaft machen sollte.

Weiter findet sich dort der Urlaubsschein eines Soldaten von 1870 – 27 Männer der Gemeinde waren „im Feld geblieben“, wie es so lapidar heißt. Nicht weit davon das Kanapee der Luise Kreiter, das sie 1915 mit in die Ehe brachte und auch der alte Feldmantel des endlich heimgekehrten Urgroßvaters nebst der Krücke, die ihm half, weiterhin durchs  Leben zu gehen. Er hatte ein Bein verloren.

So vieles Beschauenswertes findet sich dort, auch und vor allem eine geschnitzte spätmittelalterlich Mutter Gottes, die, von schlichter Volksfrömmigkeit, mit ihrem Kind in einem gläsernen Behältnis thront. Von dort aus scheint sie über die Schätze der Vergangenheit zu wachen.

Armin Kreiter hätte all dies gern in ein kleines Heimatmuseum gegeben. Dessen Platz war schon bestimmt; der Bau auch schon beantragt. Doch malten die Mühlen der Verwaltung nicht langsam, sondern gar nicht. Das Fräulein vom Amte hatte keine Möglichkeit gesehen, dem Vorhaben, anders als die ansässige Mutter Gottes, ihren Segen zu geben.

So bleibt es im Talesgrund erst einmal alles beim Alten. Auch so ist man hier angekommen. Nicht zum Suchen, nicht zum Finden. Nein, zum Sein. Keine Schraube muss fürchten, aus dem Schatten ans Licht gezerrt zu werden. Hier herrscht ein einvernehmliche Zuendegekommensein. Alles zu seiner Zeit. Alles an seinem Platz.

Armin Kreiter lässt seinen Blick schweifen, nimmt noch einen Schluck Gutedel, betrachtet das Ganze mit Wohlgefallen und resumiert: „Ich bin halt ein Jäger und Sammler“.










Kreiterhof Weinschenke
Wollbacherstrasse 1
79400 Wollbach-Egerten
07626 591
Info@Kreiterhof.de

 

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