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Allgemein Stadtstreicher

Ein Freund, ein guter Freund…

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Letzten Sonntag, an der Haltestelle ‚Leopoldsplatz‘, ziemlich weit entfernt vom hektischen ‚Leo‘ – dort wo die Busse kreuzen und das verkehrsmäßige Herz unserer liebenswerten Kurstadt schlägt. Dort also hatte ich ein kleines, stilles Erlebnis, das es wert ist, hier festgehalten zu werden.

In Erwartung eines Busses nähert sich der Haltestelle eine Dame mittleren Alters und ziemlich stark gebaut. Die Absätze der Schuhe waren unter ihrem Gewicht schräg abgetreten; an ihrem dicken Unterarm baumelte eine lächerlich kleine Handtasche, die vom Inhalt stark ausgebeult war. Ihr zur Seite ein zotteliger kleiner Hund, erkennbar schlanker als sie. In seinem Aussehen fanden sich ungefähr drei Väter wieder. Die Dame, von einem Hauch Kölnisch Wasser umflort, nähert sich nun der Wartebank. Da das Hundchen leichter ist, erklimmt es mit großer Leichtigkeit die Sitzbank, bleibt aber zunächst noch stehen und wartet auf seine Herrin. Diese nimmt ächzend Platz, öffnet unmittelbar danach ihre Handtasche und zieht daraus ein gelbes Tuch hervor. Dann legt sie dieses auf die Bank. Der Hund steigt auf das Tuch, fährt sich mit der Zunge über die Schnauze und nimmt Platz. Jetzt sitzen beide.

Es nähert sich nun eine zweite Dame, nicht so stark gebaut, dafür aber deutlich älter. Sie setzt sich neben das Tierchen und blickt starr gerade aus auf die Strasse. Ob sie den kleinen, gefleckten Nebensitzer überhaupt bemerkt hat, ist zunächst noch unklar. Noch schaut sie nach vorne. Der Hund aber hat jetzt Witterung aufgenommen und schaut sie von der Seite her lange an. Dann schnuppert er wieder. Große Ruhe auf der Bank. Beide schauen jetzt wieder gerade aus. Stille. Und kein Bus weit und breit.

Plötzlich aber wendet sich das Hundchen erneut seiner Nebensitzerin zu, schnuffelt noch einmal vorsichtig, dreht den kleinen Kopf etwas zur Seite, als wolle er sie von vorne betrachten. Dann hebt er die Pfote, die die Dame – zu guter Letzt hat sie es bemerkt! – lächelnd ergreift. So bleiben beide eine lange Weile still sitzen.

Was soll man dazu sagen? Vielleicht dies: Ehrliche Freunde sind oft näher als man denkt. Und manchmal haben sie sogar vier Beine.

Allgemein Stadtstreicher

Vom Kommen und Gehen

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 In Baden-Baden: nach Abbaumassnahmen jetzt wieder freie Sicht auf die VILLA ASCONA

Es ist wahr – man soll um Geschriebenes nicht zu viel Gedöns machen. Was geschrieben ist, ist vorbei. Neues kommt, Altes geht. Und schon gar nicht sollte man darauf hoffen, dass sich durch unser Geschriebenes irgendetwas ändert oder die Welt gar eine Bessere wird. Wer so etwas denkt, sollte zu einer Tageszeitung gehen.

…noch ist alles da…

Und doch müssen wir kurz noch einmal auf einen hier im BLOG vor nicht allzu langer Zeit erschienen Beitrag zurückkommen. Da hatten wir nämlich berichtet, dass vor der VILLA ASCONA neuerdings ein Zahlautomat steht (siehe untenstehender Beitrag!). Dieses Haus, das muss man hier zum besseren Verständnis anfügen, ist, neben dem ‚Frieder Burda Museum’ und dem ‚Festspielhaus’, ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, in Baden-Baden ’was Gutes und Schönes zu erleben.

Freilich sind die Musen, denen man in der VILLA ASCONA huldigt, von gänzlich anderer Natur als in den beiden anderen Häusern. Das Haus, zentrumsnah gelegen, ist vielmehr ein Nachtclub, der aber auch am Tage geöffnet hat. Und so schien es dem Etablissement angebracht, vor dem Geschlechtsverkehr – wenn man so sagen darf – den Zahlungsverkehr zu erleichtern. Wer wollte, musste also im Inneren der gepflegten Immobilie nicht mehr mit EC Karte und Pin agieren sondern durfte fortan heiter mit Geldscheinen winken. Was dem Aufenthalt sicherlich auch eine angebracht heitere Note beschert hatte.

…auf einmal ist alles wieder weg…

Wir sagten ‚hatte’, denn wie man neuerdings sehen kann, ist der Zahlautomat wieder verschwunden. Da, wo man vor dem Eintritt ins Innere noch schnell einen Tausender (oder so), ziehen konnte, klafft jetzt nur noch gähnende Leere. Der Automat wurde entfernt.

Doch sollten die Freunde fleischlichen Genusses nicht davon ausgehen, dass der Abbau des Zahlautomaten als Hinweis zu deuten ist, dass es fortan im Inneren des Hauses etwas umsonst gibt. Nein. Vielmehr macht man es jetzt wieder auf die gute alte Art. Man bringt am besten sein Geld mit. Die Scheine gerollt in der Hosentasche.

Man beachte bi 

Allgemein Essen & Trinken Stadtstreicher

Bares für Wahres

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In Baden-Baden: vor der VILLA ASCONA gibt’s Geld

Man kommt nicht umhin festzustellen: Freunde fleischlichen Genusses finden in Baden-Baden ein reichhaltiges Angebot. So gibt es zum Beispiel in der Lebensmittelabteilung des ‚Kaufhaus Wagner‘ ein lang abgehangenes Dry Age Steak, das an Geschmack und Marmorierung seinesgleichen sucht. Nicht ganz zu vergleichen, aber von ähnlicher Qualität der „Fleischkäs‘ Weck“ für € 1 bei der Metzgerei Vogt („Darf’s ein bisschen Heimat sein?“), der an Qualität und Preis kaum zu überbieten ist. Macht man sich die Mühe und fährt in die Weststadt, findet man dort die Metzgerei Kauffeld. Dort zergeht die Maultasche mit ihrem Brät einem auf der Zunge.

Es wird klar: in Baden-Baden gibt’s für jeden etwas

Doch auch für den lustbetonten Veganer hält die Stadt fleischliche Genüsse bereit. Ein eher spezielles Angebot erwartet den Kunden in der Ludwig Wilhelm Straße. Dort befindet sich ein Geschäft ganz anderer Art. Es handelt sich dabei um die sogenannte VILLA ASCONA, die kaum mit Sonderangeboten lockt, deren Angebot sich allerdings auch eher an den Connaisseur wendet. Zudem wird man sich – anders als in den oben angeführten Fleischerfachgeschäften – mit Recht dagegen verwehren, wenn da behauptet würde, das dort angebotene Fleisch sei gut abgehangen.

Zudem sind die Öffnungszeiten verschieden. In der Ludwig Wilhelm Straße hat man erst gegen Abend geöffnet. Zu der Zeit haben die Kolleginnen in der Innenstadt ihre Geschäfte schon längst geschlossen und sind zu hause.

Und noch ein Unterschied sollte hier nicht unerwähnt bleiben. Keines der angeführten Fleischereifachgeschäfte verfügt, wie etwa neuerdings die VILLA ASCONA, unmittelbar vor dem Eingang über einen EC Automaten. So  hat der Kunde die Möglichkeit, sich bei Tag und Nacht mit Bargeld zu versorgen.

Was er dort, vor dem Haus stehend, mit dem Geld anfängt, muss ihm überlassen bleiben. Hält er nach Eingabe der PIN schließlich Karte und Geld in seinen Händen, darf er sich aber freuen. Immerhin war es schon mal zum Zahlungsverkehr gekommen.

Allgemein Stadtstreicher

Die Fremdenführung

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Bismarck 2-1

Wie die Bismarck-Statue einen Baden-Badener ziemlich auf Trab hält

Wer wie ich in der Fußgängerzone wohnt, kommt nicht umhin, sich bisweilen als Stadtführer zu betätigen. Hier gilt es, fremden Besuchern Rede und Antwort zu stehen. Vor allem das Standbild des in diesem Jahr seinen 200ten Geburtstag feiernden Otto von Bismarck erregt die Neugierde der Fremden, ein Monument, das, hoch aufgereckt, Zeugnis davon ablegt, dass dieser 1895 zum Ehrenbürger der Stadt Baden-Baden ernannt worden war. Worauf ihm die Stadt 1915 ein Denkmal errichtete, an dem ich mich derzeit halt abarbeite.
Vielleicht war Bismarck seinen Baden-Badenern nicht immer nah, den meisten Besuchern aber ist er fremd. Man sollte ihm das nicht anlasten, aber anders als Beckenbauer, ist der Eiserne Kanzler den ausländischen Gästen doch ungleich schwerer zu vermitteln. Am besten geht das vielleicht noch über einen Vergleich.
Vergleichsweise leicht z.B. tut man sich beim durchschnittlichen Amerikaner. Den entlässt man zwar ein bisschen ratlos aber auch irgendwie zufrieden, wenn man den Eisernen Kanzler einen ‚Iron Man’ nennt.
Der Italiener hingegen ist ziemlich verstört, rücke ich ihn, um einen wirklichen Vergleich verlegen, das Standbild in die Nähe des Duce, was zwangsläufig zu kurz greift.

Auch der Brite ist nicht leicht zufrieden zu stellen. Hier könnte man eine vage Assoziation von Bismarck hin zu Art Richard III. herstellen. 1485 in der Schlacht vonBismarck  Bosworth gefallen, waren seine Gebeine erst kürzlich wiedergefunden worden. Geht aber auch nicht, denn der Eiserne Kanzler war, anders als der damalige König von England, keineswegs buckelig und zudem von niederem Adel. Kurz: der Vergleich hinkt. Außerdem hatte man Bismarck nicht unter dem Parkplatz eines Supermarktes beigesetzt.

Schwer tut man sich aber auch mit den Gästen aus der vormals sowjetischen Hemisphäre, die zunächst ihre in Stein gemeißelten Führer geliebt hatten, sie dann vom Sockel stürzten, das jetzt aber schon wieder bedauern. Immerhin betrachten sie den Dargestellten fast liebevoll. Hier mag viel Erinnerung ans Monumentale mitschwingen.

Klar, die von dem Ettlinger Bildhauer Oskar Alexander Kiefer geschaffene Steinbüste ist mit ihren 13 Metern ziemlich mächtig geraten. Eine stattliche Höhe, die der herausragenden Stellung Bismarcks voll gerecht wird. Daraus kann der Besucher deutlich erkennen: nur wer wirklich bedeutend ist, kommt in Baden-Baden ganz groß raus.

Menschen Stadtstreicher

Die Kunst zu erben

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Warum in Baden-Baden das Begehen der ‚Lichtertaler Allee‘ nicht für alle gleichermassen bekömmlich ist

Das Chateaubriand im Restaurant ‚Stahlbad’ hat geschmeckt. Als der Ober den Tisch abräumt, sagt die Seniorin mit matter Stimme, wer jetzt noch etwas wolle, solle dies sagen. Sie für sich nehme noch einen Kaffee. Dann gibt sie ihrer Tochter mit matter, faltiger Hand die krokolederne Geldbörse und bittet, zu bezahlen.

Es scheint eines jener Sonntagsessen, zu denen die Verwandtschaft sich von Zeit zu Zeit einfindet, um die Erbansprüche zu bekräftigen. Und solange sich das Ganze nicht übermäßig in die Länge zieht, kann man auch die Enkel ohne allzu großen Zwang von der Notwendigkeit des Sonntagsopfers überzeugen. Der Schwiegersohn holt den etwas abseits stehenden Rollstuhl. Die Seniorin wird vorsichtig darin platziert. Dann reiht sich die Familie hinter dem rollstuhlschiebenden Vater ein, und man macht sich gemeinsam auf den Weg zurück ins Bellevue, dem Altenstift für begüterte Personen.

‚Omi’ – so wird sie von allen, außer ihrer Tochter genannt: diese sagt streng ‚Mutter’ – ist nun aber schlecht gelaunt. Der Grund ist nicht ersichtlich. Ist es die Aussicht auf eine weitere öde Woche im Bellevue mit immer der gleichen Aussicht auf das immerwährende Grün der Lichtentaler Allee? Schlägt ihr aufs Gemüt, dass jeden Samstag zur immer der gleichen Zeit vier unbeschwert musizierende Mädchen unten im Kaffee leichte Streichquartette spielen?

Zunehmend schlechtgelaunt fragt sie, warum man ihr als Altersitz ausgerechnet dieses Tal zugewiesen habe, in das der Wind fortwährend schwül drückende Wolken schiebe. „Mutter, das hier war ausdrücklich dein Wunsch“, sagt die Tochter.

Aber Mutter schwitzt jetzt noch mehr. Auf ihrer Stirn bilden sich kleine Schweißtropfen. Sie steht – wie sie jetzt selbst mit schwacher Stimme sagt – im Wasser’, und bittet die Tochter, ihr das monogrammbestickte Taschentüchlein zu geben. Sie würde es in der Handtasche finden.

Allmählich wäre es an der Zeit gewesen, der Seniorin einen Schluck Wasser zu reichen. Ihr Schwiegersohn macht sich angesichts zunehmender Schwüle Sorgen um den Kreislauf der älteren Dame. Zu spät. Ein leichter Seufzer, dann legt sich das schlohweiße Haupt behutsam zur Seite. Großmutter erleidet einen Kreislaufkollaps oder Schlimmeres. Diesen Zustand hätte sie selbst vor Jahren bei anderen verächtlich als ‚eine Art Absence’ bezeichnet.

Ihr Schwiegersohn ruft: „Omi, was machst du? Omi, komm zu dir!“ Er tätschelt ihr leicht die eingefallene Wange. Und die Tochter ruft: „Was machen wir jetzt? Mutter geht es nicht gut“. Dann wird der Enkel hastig geschickt, um Hilfe zu holen.

Er rennt los, die Allee entlang in Richtung Theater und Kurhaus. Als ihn keiner mehr sieht verlangsamt er seine Schritte. So wird der Heilungsprozess gebremst.

 

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