Nähe Beinheim: Les Chalets du Lac.
Um dann noch ein bisschen weiter hinab zu tauchen in die Untiefen der Idylle, lohnt es sich, die leichte Beklemmung zu überwinden, die einen befällt, wenn man allein auf dem Rundweg durch die Anlage spaziert. Wobei das Spazieren eine Leichtigkeit suggeriert, die sich so nicht einstellen will. Man ist allein und fühlt sich dabei beobachtet. Stille. Ab und zu das kurze Pfeifen eines Vogels. Dann wieder nichts. Ein Zweig knackt. Man meint, den sorgsam geschnittenen Hecken beim Abwehren etwaiger neugieriger Blicke zuschauen zu können. Dann kommt es zu einem inhaltsreichen Dialog. „Was wollen Sie hier?“ fragt mich die Stimme eines Mannes im Rücken, als ich ein Foto vom See machte. „Fotografieren“. „Warum“? „Weil‘s hier so schön ist“.
Irgendwie muss ich sein Herz gerührt haben. Über dem fortwährenden Knacken von Laub und Ästen, mit dem er Gartenabfälle vorschriftsmäßig zerkleinert und in einem grünen Sack entsorgte, erfahre ich, dass das Miteinander in der Kolonie mitnichten so idyllisch ist, wie es scheint. Ich erfahre ziemlich schnell, dass die Inhaber der ca 80 Parzellen untereinander wohl ziemlich zerstritten sind. Wie sich Interessensgruppen bekriegen, teils, weil manche mit der Verwaltung kooperieren, andere hingegen gar nicht. Er selbst habe auch schon prozessiert. Drei Meter Akten seien bislang zusammen gekommen. Zunächst beginnt das Verfahren in Straßburg, wandere dann weiter an das Gericht in Colmar, um dann in Paris zu landen. Die ergangenen Urteile seien allerdings ziemlich schwammig formuliert, was häufig Anlass genug gibt, weiter zu prozessieren.
Aber auch die Gemeinde Beinheim hat noch ein Wörtchen mitzureden. So wundert sich mein Gesprächspartner weiter, wie ein Eigner mehrerer Grundstücke, der sein Geld wohl mit Hausbrauereien gemacht hatte, versuchte, die Grundstücke an der Umgehungsstraße, ebenfalls an einen See angrenzend, zu bebauen, um dann die Wohneinheiten einzeln zu verkaufen.
Dies war dann aber wohl von der elsässischen Gemeinde untersagt worden, worauf der bierselige Investor eine beachtliche Summe in den sprichwörtlichen Sand gesetzt hatte. Aber Genaues weiß man ohnehin nicht. Und zitieren dürfe man ihn sowieso nicht. Er will nichts gesagt haben. Aber wundern, das dürfe man sich ja wohl noch, z.B. darüber, dass manche Eigner entgegen aller Vorschriften verstärkt dazu übergingen, die anfänglichen Hütten in feste Häuser umzuwandeln. Was manchmal beanstandet wird, ein andermal aber eben nicht. Wie auf einmal der anfänglich freie Zugang zum Wasser unterbunden wird, obwohl der doch fester Bestandteil der ursprünglichen Idee gewesen sei. Alles für alle. Oder doch nicht? Oder nicht mehr? Er jedenfalls hält sich aus allem raus.
Irgendwann ist der Eindringling dann froh, wieder im Auto zu sitzen, das er, einem anfänglichen Gefühl folgend, in Fluchtrichtung geparkt hatte. Nichts wie weg hier. Flucht aus einem umkämpften Paradies.