In der letzten Zeit haben wir dank der fulminant gewonnenen Baden-Württemberg Wahl wieder häufig von Winfried Kretschmann gehört, unserem Ministerpräsidenten, dessen hochaufgestellter Bürstenschnitt die Älteren noch an den weltraum-fahrenden Comic-Helden Nick erinnert.
Das ist aber die einzige Ähnlichkeit. Denn man muss schon einräumen, dass Nick weder die Leidenschaft unseres Ministerpräsidenten zu selbstgezimmerten Schränkchen noch die seiner Frau zu offensichtlich selbstgedrehten Löckchen teilte.
Eigentlich versuchte Nick die Welt zu retten. Soweit ist unser MP aber noch nicht. Erst muss er noch eine Koalition schmieden. Jedenfalls sind beides Charakterköpfe, Persönlichkeiten, die irgendwie unverwechselbar sind. Bei Winfried Kretschmann kommt noch sein Sprachduktus hinzu: ein kreuzbieder vorgetragener schwäbischer Dialekt, der sich nicht einmal die Mühe macht, sich am Honoratiorenschwäbisch zu orientieren, geschweige denn sich dem Hochdeutschen anzubiedern. Selbst die vage Aussicht zugunsten einer etwaigen Massentauglichkeit hatte nicht bewirkt, dass er sich auch nur einen Deut vom Idiom seines Heimatortes Spaichingen entfernte. Wer sich zugunsten eines möglichen Wahlerfolges nicht einmal in diesem Punkt verbiegt, dem vertrauen offensichtlich die Wähler. Die Botschaft kam an. Sie hatte unausgesprochen gelautet: wer so bieder spricht, der kann seine Wähler gar nicht betrügen.
Doch wäre unsere kleine Betrachtung nicht vollständig, würden wir nicht anfügen, dass, anders als etwa bei Helmut Kohl oder Angela Merkel, die Sätze von Winfried Kretschmann immer gut ausgehen. Das heißt, dass der Satzbau stimmt. Subjekt. Prädikat, Objekt. Hier kommt jetzt Walter Jens ins Spiel, der denkgewaltige Hüter der deutschen Sprache. Der hatte noch zu Lebzeiten auf die Frage, was er sich vom neuen Jahr wünsche, den Deutschen ins Stammbuch geschrieben: dass die Sprache der Politiker eine bessere werde. Denn, so argumentierte er, wer schlecht spricht, der denkt auch so, und wer so denkt, der handelt so. Auch darin haben wir mit Winfried Kretschmann offensichtlich Glück gehabt.
Vielleicht geht es uns wie dem Weltaumfahrer Nick, der beim Anblick eines neuen, ihm unbekannten Planeten ausgerufen hatte: „Eine fantastische Entdeckung“.