An einem dieser frühlingshaften Tage parkt in Baden-Baden der Bentley eines unter Kriegsteilnehmern bestens bekannten Waffenhändlers, dessen Name man derzeit im Zusammenhang mit den ‚Panama Papers‘ liest. An besagtem Tag residiert er im ersten Haus am Platze, stellt aber heute sein Fahrzeug in der Fußgängerzone ab, direkt vor der Metzgerei in der Lichtentaler Straße.
Diese Metzgerei ist in Baden-Baden zum einen gerühmt für die Qualität ihrer Würste, zum andern aber auch, weil sich ihre zwei Filialen im letzten Jahr einen innerbetrieblichen Preiskampf geliefert hatten. Da kostete nämlich das „Fleischkäsweck’le“ über einen, wenn auch kurzen Zeitraum, in der Filiale Nähe Sonnenplatz € 1,20, während in dem andern Geschäft, vor dem jetzt der Bentley des Herrn parkt, die Semmel für € 1,00 zu haben war. Mittlerweile ist der ruinöse Wettbewerb aber eingestellt. Alles einszwanzig.
Ob der Waffenhändler zwischenzeitlich den Kampf um Marktanteile ebenfalls eingestellt hat, wissen wir nicht. Allerdings dreht es sich bei ihm auch um ganz andere Summen. Der mittlerweile Achtzigjährige hatte 2015 für die Scheidung von seiner Frau, die den schönen Vornamen Soraya trägt, 874 Mio Dollar bezahlen müssen. Dieser Prozess muss den in Mekka geborenen Milliardär wohl ziemlich mitgenommen haben, denn auf Grund seiner offensichtlichen Gehbeschwerden ist er – eben aus der Passage bei der Metzgerei tretend – nur mit Mühe in den bereitgestellten Bentley zu bringen. Gottseidank hat er sich ein bisschen Zeit gelassen, denn kaum ist er im Inneren der Passage neben der Metzgerei verschwunden, geht auch schon die Alarmanlage des Bentleys los, was unter den Passanten beträchtliches Aufsehen erregt hat, vor allem, weil es dem Chauffeur mit seinem kleinen Pferdeschwanz erst nach sehr langer Zeit gelang, den Alarm abzustellen. Als der wohlhabende Besucher dann wieder hinaus ans Licht des Frühlingstages tritt, ist die Störung behoben. Der Bentley verhält sich ruhig.
Da hat der Eigner des Fahrzeugs aber nochmal Glück gehabt, denn Zeit seines Lebens war er bestrebt, möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Eine jaulende Alarmanlage wäre ihm da sicher unangenehm gewesen.
Kurz darauf aber ist in der nahegelegenen Lichtentaler Allee ebenfalls etwas Unangenehmes passiert. Eine Ente wird an diesem Frühlingstag von sage und schreibe drei Erpeln verfolgt, die ihr in einer Absicht nachstellen, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Jedenfalls gelingt es ihr, die ziemlich erregten Verfolger abzuschütteln und sich unter einem Magnolienbaum inmitten einzelner herabgefallener Blütenblätter in Sicherheit zu bringen.
Wer bis jetzt den Beitrag verfolgt hat, wird sich nicht wundern, wenn wir nun zum eigentlichen Thema dieser kleinen Betrachtung kommen: dass nämlich gerade in diesem Jahr die Magnolienbäume in Baden-Baden wieder so wunderbar blühen. Mit ihren zart rosafarbenen Blütenblättern sind sie wieder für eine kurze, für eine allzu kurze Zeit, zu einer Art Markenzeichen der Stadt geworden. Zu einem Blickfang, auf den wir alle stolz sein können.
Da fällt uns als Vergleich nur noch der Bentley des Waffenhändlers ein, dessen Fahrzeug mit seiner zart rosafarbenen Lackierung vor der Metzgerei parkend, in diesen Tagen ebenfalls unser Stadtbild bereichert hat. Jedenfalls sind auch dort alle Passanten stehen geblieben.
So ist auch er zu einem Blickfang geworden.