„Das Duell – Zweikampf um die Ehre“. Eine Ausstellung im ‚Wehrgeschichtlichen Museum‘ in Rastatt
Mal wieder Rastatt besuchen? Wer so etwas vorschlägt, dem kann es passieren, dass er sich mit fragenden Blicken konfrontiert sieht. Rastatt was…? Und dabei hat Rastatt mit einigem aufzuwarten. Erst einmal mit einer beeindruckenden Kneipendichte, dann aber auch mit einer bemerkenswerten Anzahl Eisdielen, die – wie man so sagt – ein breitgefächertes Angebot bereithalten. Sogar die giftgrünblaue Eissorte ‚Schlumpf’ gibt’s in Rastatt zu kaufen.
Aber sonst? Gut, da wäre dann noch das mächtige Schloss des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, auch ‚Türkenlouis’ genannt. Der hatte sich seinen Namen verdient, indem er mithalf, die Türken vor Wien zu schlagen und so verhindert, dass Westeuropa muslimisch wurde. Das christliche Abendland war erst mal gerettet. Das ist nun schon ein Weilchen her.
Das Schloss ist trotzdem einen Besuch wert, denn vor kurzem eröffnete das dort beheimatete ’Wehrgeschichtliche Museum im Schloss Rastatt’ unter der Leitung von Alexander Jordan die unbedingt besichtigungswerte Ausstellung „Das Duell – Zweikampf um die Ehre“. Denn um die ging es, wenn sich ab dem 17. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg Männer in eben dieser Ehre verletzt sahen und Satisfaktion einforderten. Anfänglich kämpfte man noch mit dem Degen, dann aber bald mit Pistolen. Die versprachen größere Chancengleichheit.
Der Anlass konnte – nach heutigem Verständnis – durchaus nichtig sein. Ein falsches Wort, eine vielleicht unbeabsichtigte Kränkung. Aber natürlich war auch nicht gern gesehen, wenn der andere mit der eigenen Frau anbändelte. Das fand manch einer schon damals unpassend.
Einer der prominentesten Liebes-Opfer war der Sozialist Ferdinand Lassalle, der wohl um die Hand einer Angebeteten anhielt, von deren Vater aber abgelehnt wurde. (Das Lexikon nennt das in diesem Zusammenhang ‚sequestieren’, was wohl auch heißt: sie wurde unter Zwangsverwaltung gestellt’…) Jedenfalls fühlte sich der Vater in seiner Ehre gekränkt und forderte von Lassalle Genugtuung. Das ging schief. Von einer Kugel in den Unterleib getroffen starb Lassalle drei Tage später. So verlor auf dem ‚Feld der Ehre’ ein Liebender sein Leben, die Geliebte einen möglichen Gatten und die Arbeiterschaft einen energischen Vorkämpfer für Arbeiterrechte: „sicher einer der bedeutendsten Kerle in Deutschland“ (Friedrich Engels). Und all das wegen eines Duells.
Auch in diesem Fall war es wohl so, dass der Herausgeforderte sich gar nicht duellieren wollte, sich aber gezwungen sah. Dies mag mehr als einmal vorgekommen sein. Wie übel sich der eine oder andere wohl in der Nacht zuvor fühlte, kann man nachlesen in Arthur Schnitzlers ‚Leutnant Gustl’.
In der Ausstellung ist die Geschichte des Duells bestens erläutert und bebildert. Ergänzt wird das Ganze durch eine Vielzahl von teils schmuckvollen Exponaten. Schwerter, Degen, Pistolen. Weiter sehen wir in historischen Anleitungen, wie man sich im Falle einer solchen Auseinandersetzung zu verhalten hat. Wann und wo wird gefochten? Sekundanten, Arzt, Schiedsrichter: wer wird gebraucht? Alles war strikt geregelt. Selbst wie viele Schritte vor dem Schuss zu gehen sind. Wie man steht ist geregelt und auch wie man fällt („mit Anstand“).
So zieht sich die Geschichte des Ehrhändels noch hin bis ins Dritte Reich, als sich, historisch überaus spät, noch zwei Offiziere aus dem Generalstab in die Wolle gerieten und sich duellieren wollten. Zum Sekundanten wünschte sich der eine aber wohl Adolf Hitler. Das hätte er mal besser gelassen. Denn das ging dem Führer dann doch zu weit. So riet der Kriegstreiber Hitler in diesem besonderen Fall dringend dazu, gefälligst abzurüsten und Frieden zu schließen.
Das war, wie wir wissen, beim GRÖFAZ die absolute Ausnahme.
Eine andere war 1868 das Duell zweier Edelprostituierten, Marie P. und Aimee R.. Dabei ging es – so der Ausstellungstext – „um das Herz und die Börse eines reichen Mannes“. Das Duell endete mit einem Schuss in den Oberschenkel von Marie P., worauf Aimee R. als Siegerin vom Platze schritt, danach ihren Beruf aufgab und heiratete.
Mehr konnte man von einem Duell nicht erwarten.