Category Archives: Auswärts

Allgemein Auswärts

Springende Pferde im Baselbiet Teil 1

Published by:

Gross. Schön. Stark. Ferrari Garage in Basel neu eröffnet. 

 

Der Herr im Trachtenjanker ist ziemlich ungeduldig. Wann denn jetzt endlich sein Espresso käme? Im Übrigen könne er keine vier Jahre auf einen Ferrari warten. Nachdem er dies hat verlauten lassen, steigt er mit beachtlichem Altherrenfuror in seinen vor dem Showroom abgestellten älteren Aston Martin, klappt das Verdeck nach hinten und braust davon. Von Basel Stadt nach Basel Land.
Angesichts seines fortgeschrittenen Alters mag das zwar verständlich sein, andererseits ist es aber auch schade, denn durch diesen Schnellstart entgeht dem Rastlosen der Genuss einer einzigartigen Ferrari-Präsentation, die am letzten Aprilwochenende im neuerrichteten Ferrarizentrum Niki Hasler geboten wurde.
5000qm sind es nach den Plänen des Architektenduos Diener & Diener geworden. Sie verteilen sich auf 6 Ebenen. Damit will man den je verschiedensten Bedürfnissen der Kundschaft Rechnung tragen. Betritt man den Eingangsbereich des Gebäudes erwartet einen zunächst die gesamte breite Palette der aktuellen Modelle, die Wagen der Baureihe 488, Superfast und GTC Lusso.
An historischen Fahrzeugen herauszuheben wären da z.B. der bildschöne Ferrari 250 GTO, dessen ‚Bruder‘ jüngst in einer Versteigerung umgerechnet 28 Millionen Euro erzielte. Dann der Ferrari LUSSO, hier noch aufgebockt, was einen für den Technikinteressierten seltene Einblicke in die Mechanik ermöglicht. Dann auch einen reinen historischen Rennwagen – den Ferrari 512, eine Baureihe, die seinerzeit von Jackie Ickx mit großem Erfolg bewegt wurde.
Von so viel Schönheit geblendet, begibt man sich zunächst einmal in Richtung der beiden Werkstätten, wo fein unterschieden wird zwischen Restaurierung der älteren und Pflege der neuen Modelle.
Niki Hasler, der Eigner der Niederlassung, hatte zunächst  seine Gäste am Empfang begrüßt. Sein zurückhaltend freundliches Auftreten findet seine Entsprechung im Benimm seiner möglichen Kundschaft, die, da wird man nicht falsch liegen, in den besseren Kreisen der deutschsprachigen Schweizer Bürger zu finden ist. Wie vielerorts, so spricht man auch in Basel ungern übers Geld, und schon gar nicht wenn man es hat. Man kennt sich. So kann man tatsächlich Zeuge werden, wie alteingesessene Ferrari Fans erfreut Erfreuliches zu berichten wissen, wie man z.B. vor vielen Jahren, also noch lange vor dem Boom, doch erstaunlich günstig einen seltenen alten Ferrari erstanden hatte.

Jetzt ist es erst mal an der Zeit, sich über die ganze Breite des Angebots zu informieren. Da wäre z.B. der Service, seinen Ferrari dauerhaft in der hauseigenen Garage unterzustellen. Der Besitzer erhält per Chip jederzeit Zugang zu seinem Wagen. Mit dem Aufzug nach unten bewegt, kann er nun seine Fahrten ins Basler Umland starten. Anschließend stellt er seinen Ferrari wieder in der Niederlassung ab, wo er dann für weitere Ausfahrten betankt, gereinigt usw. wird. Woraus man auch schließen könnte: der Basler hat es gern ebenso komplett wie diskret.

Da wird es nicht verwundern, dass beim Betrachten des festlich gestimmten Premierenpublikums weder die nachtaffinen Beschützer auffallend schöner Frauen zu entdecken sind, noch fallen einem fussballspielende Persönlichkeiten mit Goldkettchen und Bleibeperspektive ins Auge. Beide an sich solvente Gruppen tendieren bei der Wahl ihres Fahrzeugs ohnehin eher zu den Marken Lamborghini oder AMG Mercedes, was den Herren dieses Hauses nicht verdrießen muss, zumal mit Promi- Rabatten ohnehin nicht zu rechnen ist.

Im Keller hingegen befinden sich die Katakomben des Luxus – hier warten die historischen Modelle auf ihre neuen Besitzer. Und dann wäre da noch die Abteilung ‚Individualisierung‘, die mit den angebotenen 30 verschiedenen Lackierungen farbenfroh belegt, dass die Farbe Rot mitnichten das Ende aller Wünsche bedeuten muss.

 

 

Allgemein Auswärts

Springende Pferde im Baselbiet Teil 2

Published by:

Gross. Schön. Stark. Ferrari Garage in Basel neu eröffnet.

Doch sollte man sich keinen Illusionen hingeben. Selbst wenn der Mythos, wie bei dieser Eröffnung zu sehen, augenfällig gepflegt wird, so lässt sich doch nicht leugnen, dass auch Ferrari, 30 Jahre nach dem Tod des Commendatore, dabei ist, sich zu einem ganz normalen, aktienbasierten Autohersteller zu wandeln.

Und vielleicht sind zwei Punkte die signifikantesten Zeichen. Zum einen das Ausscheiden der jahrzehntelang prägenden Designfirma Pinifarina, von der man sich erst in den letzten Jahren verabschiedet hatte und deren atemberaubende Karosserien noch bis heute das Image prägen: Ihre Formen haben sich tief ins Bewusstsein und ins Auge der Ferraristi eingeprägt.

Und dann – fast noch gravierender – die für die traditionsbewussten Freunde des Hauses überaus schroffe Trennung vom langjährigen Ferrari-Lenker Luca di Montezemolo. Er war noch von Enzo Ferrari eingestellt und hatte als Rennleiter den Rennstall Ferrari zu unzähligen Weltmeisterschaften geführt. Zudem hatte er über einen langen Zeitraum die Weichen für das finanzielle Wohlergehen der Firma gestellt.

Er war es, der  den Mythos ‚Ferrari‘ maßgeblich geprägt hatte, bis er dann schleßlich vom stets pullovertragenden obersten Fiat/Ferrari – Lenker Sergio Marcionne entlassen wurde. Dem war offensichtlich ein galoppierender Aktienkurs wichtiger war als das springende Pferd.

So ist es vielleicht gerade der in einer sogenannten ‚Roadshow‘ präsentierte Ferrari ‚Portofino‘, der mit seinem aktuellen, von Pininfarina nicht mehr verantworteten Design, für die neue Zeit steht. Ein Supersportwagen, dessen Verdeck auf Knopfdruck verschwindet und ausgestattet mit Automatikgetriebe, keineswegs mehr nach strammen Männerwaden verlangt.

Schöne neue Welt. Jetzt wohl in der Planung sogar ein Ferrari SUV. Den hatte Luca de Montezemolo („Ich bin der Ansicht, Ferrari sollte keine SUV bauen“) noch strikt abgelehnt. Mächtig, groß und stark soll er werden. Fürs Mutti-Rennen in der Basler Innenstadt genau so geeignet wie fürs Flanieren auf der Züricher Bahnhofstrasse.

Niki Hasler wird’s freuen.

 

 

PHOTOGALERIE – weil’s so schön war, hier noch ein paar Fotos

 

Allgemein Auswärts Kultur

Der Märtyrer

Published by:

Wie die Katholische Kirche versucht, Werbung für ihre Sache zu machen

Wer die schöne Stadt Würzburg besucht und dort von einem Regenguss überrascht wird, dem könnte es passieren, dass er sich auf der Suche nach einem trockenen Plätzchen oder gar spiritueller Erbauung sich in der Marienkapelle wiederfindet.

Dort erwarten ihn, gleich neben dem Eingang,  außer dem Schutz vor Nässe, zudem noch ausgelegte Postkarten, die den Hl. Aquilin zeigen, den man als in Würzburg geborenen Heiliger sehr verehrt und dessen Haupt von einem goldenen Strahlenkranz geziert wird. Vor allem aber fällt der im Hals steckender lange Dolch auf, der auf die Todesart des 1018 in Mailand gemeuchelten Märtyrers hinweist.

Der eine mag diese Postkarte als lieben Urlaubsgruß an die Daheimgebliebenen verwenden. Der andere sieht darin vielleicht eher das Beispiel eines wenig gelungenen Glaubens-Marketings seitens der katholischen Kirche.

Bevor mir allerdings die Kirche Schutz bot, hatte ich mich zuvor noch, bereits ziemlich durchnässt, in ein Geschäft gerettet, das anlassbedingt Regenschirme für € 1 im Sortiment führte. Von diesem günstigen Regenschirm versprach ich mir einen ersten Schutz vor dem Unbill der Witterung.

Als ich den Schirm dann vor dem Betreten der Kirche hastig zusammenklappte, klemmte ich mir den Finger ein, was ziemlich blutete und mir das Martyrium des hl. Aqilins ein kleines Stück weit nachvollziehbar machte. Ein Außenstehender mag flapsig konstatieren: hier wie dort starker Blutverlust.

Doch kann man das nur bedingt vergleichen. Vor allem schon deshalb nicht, weil es von mir mit meinem um den Finger gewickelten blutigen Tempotaschentuch ganz bestimmt keine Postkarten geben wird.

Allgemein Auswärts Kultur

„…und niemals mehr wird es einen geben, der ihm gleicht…“

Published by:

 

„Richard Löwenherz. König-Ritter-Gefangener“  – Teil 2

Die große Landesausstellung im Historischen Museum der Pfalz/Speyer

Die Burg Trifels

Seine Verhandlungsposition war angesichts der Liste der Verfehlungen, die man ihm vorwarf, wohl denkbar schlecht.

Da half auch nicht, dass er, in der Gefangenschaft mit der horrenden Lösegeldsumme von 100 000 Mark Silber (23 Tonnen!) konfrontiert, vorschlug, das Ganze mit einem ritterlichen Zweikampf aus der Welt zu schaffen. Mögliche Gegner reagierten voller Entsetzen auf diesen wohlgemeinten Vorschlag, und so blieb seiner resoluten Mutter Eleonore von Aquitanien nicht anderes übrige, als das verlangte Lösegeld bei den Untertanen einzutreiben. Schließlich ging es darum, ihren Sohn wieder seiner ursprünglichen Aufgabe zuzuführen: zu herrschen und zu kämpfen.

All dies und noch viel mehr ist jetzt in einer wunderbaren Ausstellung im „Historischen Museum der Pfalz“ zu sehen. Das Museum liegt am unmittelbaren Rand der Altstadt, schräg gegenüber dem Speyerer Dom, der Kohl’schen Hauskapelle.

Dort hat man, nach langer, allzu langer Zeit, wieder einmal eine wirklich große Ausstellung zusammengestellt. Die letzte war die Salierausstellung 2011. Es ist – das darf man jetzt ruhig einmal so flapsig sagen – ein Riesending geworden. Diese nicht allzu lange Zeit der Haft des englischen Königs auf einer Stauferburg hat man zum Anlass genommen, das Hochmittelalter in einer wunderbaren Ausstellung vorzustellen.

Auf ca 1000 qm werden dem Besucher 180 liebevoll aufbereitet Exponate präsentiert. 83 Leihgeber aus sieben europäischen Ländern hatten sich von ihren Exponaten vermutlich schweren Herzens getrennt. Selbst die Queen findet sich im Verzeichnis der Leihgeber. Gestaltet wurde die Ausstellung vom Team rund um den Direktor Dr. Alexander Schubert. Ein ebenso personenreicher und wie kompetenter Beirat hat geholfen, dass auch alles sein Richtigkeit hat, darunter so prominente Namen wie der Verfasser der großen Löwenherz-Biographie, Prof. John Gillingham, sowie einem einer der großen Männer der deutschen Mittelalterforschung, Prof. Stefan Weinfurter, der zu Beginn der Pressekonferenz das Phänomen Richard Löwenherz dahingehend einordnete: groß und blauäugig sei er gewesen und habe so dem Idealtypus der höfischen Ritterkultur des 12. Jahrhunderts entsprochen. Weiter könnte man ihn als Idealfigur des englischen Königtums sehen, dessen Verbindungen sich überwiegend nach Frankreich erstreckten. Schließlich lagen zweidrittel der Besitzungen der englischen Krone auf dem Festland, also dem heutigen Frankreich.  

Das Herzkästchen

Und dann sei die Zeit auch noch reif gewesen für die Mythenbildung. Vielleicht auch für das, was wir heute Ritterromantik nennen, wofür ja z.B.  das „Bleikästchen für das Herz von Richard Löwenherz“  steht, das, so hatte der Sterbende eben noch bestimmen können, in Rouen bestattet zu werden. Dort waren ihm die Bewohner immer treu ergeben.

Ganz anders als die Einwohner der abtrünnig gewordenen Stadt Châlus. Für die blieben nur die Gedärme.

http://museum.speyer.de

Allgemein Auswärts Institutionen

Tot mit Anstand

Published by:

„Das Duell – Zweikampf um die Ehre“. Eine Ausstellung im ‚Wehrgeschichtlichen Museum‘ in Rastatt

WGM_Ausstell_DasDuell_Zeichnung_Presse

 

Mal wieder Rastatt besuchen? Wer so etwas vorschlägt, dem kann es passieren, dass er sich mit fragenden Blicken konfrontiert sieht. Rastatt was…? Und dabei hat Rastatt mit einigem aufzuwarten. Erst einmal mit einer beeindruckenden Kneipendichte, dann aber auch mit einer bemerkenswerten Anzahl Eisdielen, die – wie man so sagt – ein breitgefächertes Angebot bereithalten. Sogar die giftgrünblaue Eissorte ‚Schlumpf’ gibt’s in Rastatt zu kaufen.

Aber sonst? Gut, da wäre dann noch das mächtige Schloss des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, auch ‚Türkenlouis’ genannt. Der hatte sich seinen Namen verdient, indem er mithalf, die Türken vor Wien zu schlagen und so verhindert, dass Westeuropa muslimisch wurde. Das christliche Abendland war erst mal gerettet. Das ist nun schon ein Weilchen her.

Das Schloss ist trotzdem einen Besuch wert, denn vor kurzem eröffnete das dort beheimatete ’Wehrgeschichtliche Museum im Schloss Rastatt’ unter der Leitung von Alexander Jordan die unbedingt besichtigungswerte Ausstellung „Das Duell – Zweikampf um die Ehre“. Denn um die ging es, wenn sich ab dem 17. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg Männer in eben dieser Ehre verletzt sahen und Satisfaktion einforderten. Anfänglich kämpfte man noch mit dem Degen, dann aber bald mit Pistolen. Die versprachen größere Chancengleichheit.

Der Anlass konnte – nach heutigem Verständnis – durchaus nichtig sein. Ein falsches Wort, eine vielleicht unbeabsichtigte Kränkung. Aber natürlich war auch nicht gern gesehen, wenn der andere mit der eigenen Frau anbändelte. Das fand manch einer schon damals unpassend.WGM_Ausstellung_DasDuell_Barney_Presse

Einer der prominentesten Liebes-Opfer war der Sozialist Ferdinand Lassalle, der wohl um die Hand einer Angebeteten anhielt, von deren Vater aber abgelehnt wurde. (Das Lexikon nennt das in diesem Zusammenhang ‚sequestieren’, was wohl auch heißt: sie wurde unter Zwangsverwaltung gestellt’…) Jedenfalls fühlte sich der Vater in seiner Ehre gekränkt und forderte von Lassalle Genugtuung. Das ging schief. Von einer Kugel in den Unterleib getroffen starb Lassalle drei Tage später. So verlor auf dem ‚Feld der Ehre’ ein Liebender sein Leben, die Geliebte einen möglichen Gatten und die Arbeiterschaft einen energischen Vorkämpfer für Arbeiterrechte: „sicher einer der bedeutendsten Kerle in Deutschland“ (Friedrich Engels). Und all das wegen eines Duells.

Auch in diesem Fall war es wohl so, dass der Herausgeforderte sich gar nicht duellieren wollte, sich aber gezwungen sah. Dies mag mehr als einmal vorgekommen sein. Wie übel sich der eine oder andere wohl in der Nacht zuvor fühlte, kann man nachlesen in Arthur Schnitzlers ‚Leutnant Gustl’.Jean-Léon_Gérôme_-_Duel_After_a_Masquerade_Ball

In der Ausstellung ist die Geschichte des Duells bestens erläutert und bebildert. Ergänzt wird das Ganze durch eineDueling_pistols Vielzahl von teils schmuckvollen Exponaten. Schwerter, Degen, Pistolen. Weiter sehen wir in historischen Anleitungen, wie man sich im Falle einer solchen Auseinandersetzung zu verhalten hat. Wann und wo wird gefochten? Sekundanten, Arzt, Schiedsrichter: wer wird gebraucht? Alles war strikt geregelt. Selbst wie viele Schritte vor dem Schuss zu gehen sind. Wie man steht ist geregelt und auch wie man fällt („mit Anstand“).

So zieht sich die Geschichte des Ehrhändels noch hin bis ins Dritte Reich, als sich, historisch überaus spät, noch zwei Offiziere aus dem Generalstab in die Wolle gerieten und sich duellieren wollten. Zum Sekundanten wünschte sich der eine aber wohl Adolf Hitler. Das hätte er mal besser gelassen. Denn das ging dem Führer dann doch zu weit. So riet der Kriegstreiber Hitler in diesem besonderen Fall dringend dazu, gefälligst abzurüsten und Frieden zu schließen.

Das war, wie wir wissen, beim GRÖFAZ die absolute Ausnahme.

Eine andere war 1868 das Duell zweier Edelprostituierten, Marie P. und Aimee R.. Dabei ging es – so der Ausstellungstext – „um das Herz und die Börse eines reichen Mannes“. Das Duell endete mit einem Schuss in den Oberschenkel von Marie P., worauf Aimee R. als Siegerin vom Platze schritt, danach ihren Beruf aufgab und heiratete.

Mehr konnte man von einem Duell nicht erwarten.

 

 

 

 

  • Archive

  • Besucher

    Total Visitors
    1464493
    542
    Visitors Today
    152
    Live visitors