Allgemein Essen & Trinken

Der Preis ist heiß

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Warum man in einem Baden-Badener Café den Mund nicht voll genug kriegen kann

Eines muss man uns in B-B ja lassen: ein bisschen was Besseres sind wir schon. Wo sonst würde man zur Weihnachtszeit auch noch die Mülleimer festlich einpacken? Das Geschmackvolle liegt uns halt. Und das wissen ja alle. Als während der Maiunruhen der damalige Staatspräsident Charles de Gaule es für geboten hielt, Paris den Rücken zu kehren – wohin zog es ihn damals? Richtig. Nach Baden-Baden. Vielleicht haben wir nicht viel Geld, aber wir haben Stil.

Daran musste ich denken, als ich gestern in der Fußgängerzone Lust auf ein Stück Kuchen bekam und dort ein Cafe ansteuerte. Das Angebot war sehr ansprechend. Da kann man nix sagen.

Ins Auge sprang mir dann eine Torte, deren Name mir jetzt zwar entfallen ist, die ich aber zuhause extra fotografiert habe. Die süße Kreation schien mir denn auch sehr verlockend. Wie sie da so appetitlich in der Theke stand und mich fast anlächelte. Der Verkäufer, ein junger Mann, war auch sehr freundlich; gute Bedienung, keine Frage. Geschult.

Was auch wichtig war, denn es galt jetzt, erst einmal einen Karton zu falten, individuell, nur für mich und den Transport meiner Ware. Das zog sich etwas hin, aber das Nachvollziehen des Faltvorgangs empfand ich als durchaus kurzweilig. Zudem konnte ich auf einem hinter dem Tresen hängenden Bildschirm dem Konditor bei der Fertigung seiner Produkte zusehen. Wo gibt’s denn sonst so etwas? Nirgends sonst. Nur bei uns.

Als die Verpackung schlussendlich Gestalt angenommen hatte, ruhte mein Blick wohlgefällig auf meinem Tortenstück, froh, eine normale Portion mit nach hause nehmen zu können. Aber das war es dann doch nicht, denn der junge Mann war nicht nur im Falten von Schachteln sondern auch im Schneiden von Torten ausgebildet. Und so halbierte er mein gutes Stück und schob den halben Rest in die jetzt erst recht überdimensionierte Schachtel. Stil ist halt alles.

Ich bezahlte dann brav die enormen € 2,95, trat aus dem Cafe, und war froh, dass kein Wind wehte. Er hätte mir das Tortenstückchen ohne Mühe aus der Hand gerissen und fort wäre es gewesen. Fast wie Blattgold.

Allgemein Stadtstreicher

Steinzeit

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Wie die Stadtverwaltung Baden-Baden ein bisschen weniger  gefährlich macht

20160114_134409Das ist das Schöne an Baden-Baden: kaum haben sie ein Schmuckstück weggeräumt, dürfen wir uns schon auf das nächste freuen. Ein gutes Beispiel in diesem Zusammenhang ist der Biergarten vor dem ‚Löwenbräu’, der in seiner weihnachtlich-winterlichen Dekoration für lange Zeit eine Zierde erster Güte war. In seiner unaufdringlich zeitgemäßen Schönheit hatte er auch in diesem Jahr wieder Maßstäbe gesetzt und darüber hinaus viel Geld in die Taschen des Eigners, aber auch in die Kassen der Stadt gespült. Ob vom neuen Schmuckstück ähnliches auch zu erwarten sein wird – daran mag man zweifeln. Aber ein Segen ist es allemal, wenn sich die Stadt in dem Zusammenhang um eine bauliche Veränderung bemüht, wie sie jetzt dem Zentrum Baden-Badens widerfahren ist.

Es dreht sich nämlich um den Brunnen am Jesuitenplatz, der bislang von vier in den Boden eingelassenen Sandsteinkugeln geschützt wurde. Nicht auszuschließen, dass es sich dabei um verirrte französische Kanonenkugeln gehandelt hatte. Es sah bis noch vor kurzem ganz danach aus, als hätten sie dort endgültig ihre Ruhe gefunden und könnten keinen Schaden mehr anrichten. Doch weit gefehlt. Ursprünglich zu Schutz des Brunnens vor den Fahrversuchen jüngerer Frauen und älterer Männer gedacht, sollten sie auch nach dem nun schon lang zurückliegenden Krieg noch ein furchtbares Gemetzel anrichten: an den Karosserien der dort rangierenden Autos. Man kann also gut verstehen, dass die Stadt der ständigen Beschwerden leid war und auf Veränderung sann. Und so bemerken wir plötzlich, dass – gleichsame über Nacht – die Kanonenkugeln entfernt und durch vier massive Sandsteinquader ersetzt worden waren, die, richtig einbetoniert, ziemlich viel hermachen und zudem noch drohend aussehen.

Woher das Material kommt? So mächtig, wie sich die Steinquader präsentieren, könnte man vermuten, dass die Elsässer wohl derzeit ihre aus Sandstein errichtete Hochkönigsburg schleifen. Auf eben diesem Weg könnte der Bauhof günstig an die Steine gekommen sein.

Ob sie ihren Zweck erfüllen, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Immerhin hat man den Eindruck, als könne der Besucher vor dem Betreten der ‚Buchhandlung Strass’ dort sein Pferd anbinden.

Allgemein Essen & Trinken

Besuch beim Kunden

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Kochkunst mit Vincent KlinkAls ein Koch einmal aus dem Fernseher stieg

Jeden Freitag zeigt Vincent Klink in der ihm förmlich auf seinen runden Leib geschneiderten Sendung ‚Kaffee oder Tee’ wie das so geht mit dem Kochen. Immer dabei seine Assistentin Evelin König, die, so adrett wie leidensfähig, es irgendwie immer wieder schafft, in dem Kochchaos den Überblick zu behalten und den Meister dabei auch noch bei Laune zu halten. Was ja nicht immer ganz einfach ist. Die Schöne und das Biest.

Dabei ist es diese hemdsärmelige Art, sich dem Thema zu nähern, die ihn zu einer Art Ikone des Programms werden ließ. Kochbücher liest er nur einmal, dann weg damit. Wahrscheinlich werden sie kompostiert.

Er kocht irgendwie intuitiv‚ ‚aus der lamäng’, wie man so sagt. Und sollte im Eifer des Gefechts das Kotelett einmal die Pfanne verlassen – kein Problem. Daran ist noch keiner gestorben. Also zurück damit. Schon dafür liebt ihn die Hausfrau.

Auch seine Gäste lieben so einen wie ihn, den sie in seinem Restaurant, der ‚Wielandshöhe‘ gern auch einmal vor Ort erleben möchten. Er ist nun mal eine Institution, bekannt aus Funk und Fernsehen.

Dabei ist es gut, dass man rund um Stuttgart nicht immer so ganz genau aufs Geld schauen muss. Da bietet sich ein Geschäftsessen geradezu an. Das hatte die erfolgreiche Managerin eines großen Energieunternehmens über längere Zeit auch so gesehen und zu den Geschäftsterminen gern und häufig dorthin eingeladen.
Nun gehört es zu den Gepflogenheiten eines guten Kochs, sich den Gästen auch einmal zu zeigen. Und so steht beim Gang durch die gesättigte Gemeinde natürlich die kleine aber entscheidende Frage im Mittelpunkt: hat’s geschmeckt?

Die Frage ist so angebracht wie riskant. Man weiß ja nie, wies ausgeht.
Als sich nun aber einmal Vincent Klink in Erwartung allfälliger Euphorie und in aufgeräumter Stimmung den Gästen zeigte und auch noch fragte, ob es denn geschmeckt hätte, da sagte die Managerin – großgewachsen und mit blonder Mähne – laut und vernehmlich: mir nicht!

Anstatt nun aber den aufgekommenen Unmut in einem Glas Champagner zu ertränken, übte sich der Meister in Gegenrede und sagte: aber allen anderen habe es geschmeckt. Das waren ein paar Worte zu viel. Die anderen interessierten sie nicht, beschied sie den Meisterkoch knapp und deutlich. IHR hätte es nicht geschmeckt. Und im Übrigen solle er sich nicht so oft im Fernsehen rumtreiben sondern sich lieber ´mal um seine Küche kümmern.

Nun ist das Vorgefallene schon ein Weilchen her. Wenn man aber erstaunt zur Kenntnis nimmt, was Vincent Klink zwischenzeitlich noch so alles – auch literarisch – bewegt, da muss man hier doch aber festhalten, dass dieser Moment deutlicher Kritik ein Schlag ‚Voll ins Gemüse’ war. So jedenfalls der Titel seines neuesten Buches.

Kleiner, aber notwendiger Nachtrag:

Bei der Durchsicht der Website der ‚Wielandshöhe’ wird der Sachverhalt der ‚Präsenzpflicht’ von Vincent Klink selbst ausdrücklich angesprochen. Wir zitieren –

Donnerstagmittag mache ich das ARD-Buffet und im Anschluss eine Kochkunst Sendung. Donnerstagabends bin ich wieder in meiner Küche und im Restaurant.
Ich bin also bis auf diesen Mittag immer im Betrieb. Grundsätzlich!
Damit mir das auch geglaubt wird, mache ich immer wenigstens einen Rundgang durch die Gästeschar.

Wie erfolgt….

Essen & Trinken

Das Weinfest

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20151127_231759Was bisher vielleicht ein bisschen zu kurz kam in unserem Blog war der Nutzwert der Seite. Das wäre zunächst mal so zu umschreiben: man hat etwas davon, wenn man bei uns reinzuschaut. Gut, bisher war der Leser nach dem Lesen vielleicht etwas klüger, im besten Fall amüsiert, aber die Komplexität des Daseins zu meistern – da hatten wir eher wenig anzubieten. Wenn der Jahreswechsel auch die Zeit der guten Vorsätze sein soll, dann fügen wir an: das muss sich ändern, und zwar gleich und hier.
Bevor uns also der Duft von Pfeffernüssen und Tannreisig endgültig das Hirn vernebelt, wollen wir umgehend mit einem Hinweis tätig werden.
Sprechen wir als erstes mal also über den Wein, den wir, verzweifelt, weil uns nix Besseres einfällt, zum Fest verschenken möchten. Hier droht Gefahr. Ähnlich dem Ölpreis, fällt in diesen Tagen auch der Preis für Wein, vor allem, weil sich eine Unzahl von Diskountern um unseren Durst balgen. Was konkret heißt: der Preis für Wein fällt ebenfalls ins Bodenlose. Gute Gelegenheit, hier zuzugreifen, um seinem Chef gerade heute noch schnell eine Freude zu machen.
Der oben skizzierte Nutzwert wird sich jetzt aber darin manifestieren, dass wir dringend davon abraten, bei der Verpackung zu sparen. Was nach nichts ausschaut, kann nichts sein (Beispiel Chef). Noch wichtiger aber ist, beim Wein selbst nicht zu sparen. Der Cabernet Sauvignon aus Australien kann noch so gut sein. Wenn er bei Aldi mit € 1,99 gelistet ist – Finger weg. Schuld ist das Internet. Der Griff zum Handy zwecks Preiskontrolle ist zu einfach, als dass man sich hier eine Blöße geben darf.

Da muss man gar nicht lang drum rum reden: am Alkohol sind schon manche Karrieren gescheitert. Schöne Vorweihnachtszeit erst mal.

Allgemein

Zwei mal eins

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Es ist ja nicht so, dass einem in unserer eher ereignisarmen Stadt von Zeit zu Zeit nicht doch auch mal etwas Wunderliches begegnet. Also wird man sich darauf einzustellen haben, dass man eines Morgens vor dem Kiosk am Leos steht und vor sich ein junges Mädchen sieht. Sein Aussehen? Sehr nett, aber eher durchschnittlich. Mittelgroß, dabei kurze, sportliche Haare. Dabei trägt sie eine kräftigblau wattierte Sportjacke, dazu blaue Jeans und schwarze Boots mit kleinen Metallbeschlägen. Als ich den Blick wieder hebe, fällt mir die Brille auf, deren Bügel ebenfalls durch kleine Verzierungen geschmückt sind. Und ein farbiges Halstuch, das sie lässig um ihren Hals geschlungen hat.

Während ich noch überlege, ob ich der Nächste in der Reihe bin sehe ich eine weitere Kundin, die gleich daneben steht. Ihr Aussehen? Sehr nett, aber eher durchschnittlich. Sie trägt eine blaue Sportjacke. Ein kräftiges Blau, dazu blaue Jeans und schwarze Boots mit ein paar kleinen Metallbeschlägen. Mein Blick geht dann wieder nach oben. Dort fällt mir ihre Brille auf, deren Bügel durch kleine Verzierungen geschmückt war. Ach ja – das Mädchen war mittelgroß, die Haare kurz und sportlich. Ein Halstuch trägt sie auch, lässig verknotet. Und irgendwie denke ich – das Mädchen kennst du doch. Das hast du doch schon mal gesehen. Und auf einmal dämmert es mir, dass ich es hier mit Zwillingen zu tun habe, die sich bis aufs I-Tüpfelchen gleichen. Wie ein Ei dem anderen. Gleiche Größe, gleiches Aussehen, gleiche Bewegungen. Gleiches Halstuch, Schuhe, Brille. Alles gleich. Eineiig eben. Allerdings hatte es an dem Morgen eine furchtbar lange Zeit gedauert, bis ich das realisiert hatte.

Da war es ein schwacher Trost, dass ich am Abend zuvor nichts getrunken hatte.

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